Beiträge vom 18. Oktober 2011

KETTEN / SCHWERTER / WEISSE BÄNDER

Dienstag, 18. Oktober 2011 10:36

weinberger2

Und dies ist die andere Geschichte aus dem Buch:

Aus irgendeinem Grunde fiel mir die Geschichte eines Mannes namens Chang aus Lin-an ein, das damals belagert wurde. Der Buddha erschien ihm im Traum und sagte zu ihm, am folgenden Tag würden Soldaten kommen und ihn töten. In einem vorigen Leben hatte Chang als Soldat während des Huang-Ch’ao-Aufstands einen Mann getötet. Dieser Mann hieß nun Li Li. Am folgenden Tag erschien ein Soldat am Tor und schwang sein Schwert. „Seid Ihr zufällig Meister Li LI?“ „Woher kennt Ihr meinen Namen?“ Chang erklärte alles. Li Li warf sein Schwert zu Boden. „Wenn ich Euch töte, dann werdet Ihr mich im nächsten Leben wieder töten. Und dann werde ich Euch wieder töten. Heute müssen wir diese Kette durchbrechen.“

So ist das wohl. Danke, ausgezeichneter Herr Eliot Weinberger! Und Archibald Mahler denkt darüber nach, woher und aus welchen vielen vergangenen Leben wohl das weiße Band hinüber reicht, das sich durch seine und die Geschichten, die er hier erzählt und denkt und schaut, zieht. Und ihm fällt auf, daß es auf die vielen, entsetzlich ungeduldig drängenden, letzten Fragen lediglich eine Art vorletzte Antwort gibt. So wie die Aufrechtgeher in Spanien immer nur ein vorletztes Bier ordern, wenn sie denn zu Bett schwanken wollen. Bestellten sie ein Letztes, fielen sie – und daran glauben sie fest – auf der Stelle vom Barhocker. Ja, so ist das wohl. Und war da nicht, auf der anderen Straßenseite, vis a vis vom Musentempel, dieses Schild? Der Bär erhebt sich.

Thema: Anregende Buchstaben, Archibalds Geschichte | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth