Furcht und Frost im Hinterhof

2012_004

(Die erste Nacht im Hinterhof war klar und kalt. Leichter Frost, nicht nur um den Hasen herum, sondern auch in seinem Herzen. Er dachte an die gestrigen Bärenworte. Was mögen Sie bedeuten? Was rumort im Bären? Rot sehe er, hatte er gesagt. Steht dem Neuen Jahr demnach ein Rachefeldzug bevor? Sind die Sinne des Herrn Mahler vernebelt und verklebt von Wut? Schmerzen alte Narben, das anoperierte, ehemals abbe Bein etwa? Schwingen unerledigte Traumata ihre drohenden Schwerter über die Köpfe der zukünftigen Leser? Ein Wutbär ante portas? Der Hase hat keine Ahnung. Er ringt sich zu einer vorsichtigen Frage durch. Wir hören zu.)

„Herr Archibald Mahler und Bär im Hinterhof! Eine klitzekleine Frage nur, wenn es gestattet! Wie meinen Sie das? Gestern?“

(Der Bär bleibt weiterhin statuarisch. Ein vorbeieilender Beobachter jedoch meinte, ein Lächeln, vielleicht sogar ein Grinsen, über das Gesicht des vom Winterschlaf noch nicht vollständig Auferstandenen huschen gesehen zu haben. Dann vernahm er folgendes.)

„Ja soll ich denn lügen?“

(Der Hase verbleibt so klug, als wie zuvor. Der Himmel jedoch ist strahlend blau. Heute. In Ordnung.)

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Dienstag, 6. März 2012 10:34
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