Beiträge vom 10. April 2012

Heute hat der Bär Magen und er möge bitte niemandem die Schuld in die Schuhe schieben

Dienstag, 10. April 2012 16:02

2012_013

(Eine Baustelle am Rande der Brücke, welche in die Innenstadt führt. Immer noch Osterferien. Leider. Das Umland scharrt ungeduldig mit den Reifen und fordert Einlaß in die Kleine Häßliche Stadt. Man muß unbedingt noch was einkaufen. Morgen geht doch die Welt unter. Hat das nicht auch der Grass gesagt? Fragt mal die Piraten! Der Bär jedenfalls hat Magenweh.)

„Und? Was gefunden, Mahler?“

„Ich suche doch gar nichts! Ich habe lediglich etwas verloren!“

„Ja was denn?“

„Meinen Mageninhalt!“

„Keiner hatte Sie aufgefordert, das gesamte Mitbringsel zu vertilgen!“

„Wenn es aber so gut schmeckte!“

„Man soll sich nicht von seinem Ranzen versklaven lassen!“

„Mir ist kalt.“

„Ach was! Was aber nun, um dem tieferen Sinn unseres morgendlichen Ausflugs bei Temperaturen knapp über null zu begreifen, tun wir auf einer Baustelle?“

„Inspiration und Prinzip!“

„Also doch etwas suchen!“

„Nein, etwas finden!“

„Ja, wie denn nun?“

„Etwas finden, falls es da ist!“

„Und wenn es dann nicht da ist?“

„Dann danach suchen!“

„Und was ist mit ihrem Mageninhalt?“

„Den muß ich nicht finden, den hatte ich schon, sogar in mir. Ich bin ja schließlich keine Kuh und käue wieder! Was fott iss, iss fott!“

„Aber riechen tut es schon noch!“

„Das läßt sich nicht verhindern, aber ich muß es ja nicht vor lauter Rührung in Bernstein gießen oder giessen lassen.“

„Mit Doppel – Es oder Eszett?“

„Es gibt keinen Grund, anläßlich der Tatsache, daß vor hundert oder dreizehn oder vierunddreißig Jahren mal eine Eszettschnitte auf einem Pausenbrot lag, in Tränen der Rührung auszubrechen, Herr von Lippstadt – Budnikowski. Was macht Ihr Nervenkostüm?“

„Klemmt etwas im Schritt, müßte im Bund etwas weiter gefaßt werden und die Lederhose ziehe ich besser aus! Übermorgen wissen wir, ob es noch paßt! Zurück zum Thema! Was macht die Ablage?“

„Ablage?“

„Ja, letztes Jahr, kurz vor dem Einschlafen, haben Sie da was abgelegt, niedergeschrieben, abgefaßt, eine Art … na ja… dings… ja, sagen Sie doch gleich…“

„Plan?“

„Ja… eben… dies… also, Sie haben doch… oder etwa…?“

„Hab ich vergessen!“

(Man beginnt über Baustellen nachzudenken. Es gibt sie. Immer und überall. Und über Ablagen. Soll es ja auch geben. Sogar Karteikarten. Jetzt wird es etwas wärmer. Die Stadt quillt über. Mein Gott, ist das langweilig.)

Thema: Zweitausendzwölf | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth