Beiträge vom 4. Juli 2012

A.Mahler im Philosophenwald / Streit -

Mittwoch, 4. Juli 2012 17:04

philwald25

(Mahler und von Lippstadt – Budnikowski sind rein in den Philosophenwald. Mahler zeigt von Lippstadt – Budnikowski seine Denkhütte. Von Lippstadt – Budnikowski wundert sich, weil die Hütte kein richtiges Dach hat. Hören wir rein ins Gespräch.)

„Herr Mahler, ich wundere mich ob der Tatsache, daß Ihre Denkhütte kein richtiges Dach besitzt.“

„Schlimm wäre es, sie hätte eines. Der Gedanke muß nach oben entfleuchen können und fällt ihm ein zurückzufallen, so möge er dies tun und kein Dach hindert ihn an der Rückkehr in den Kopp.“

„Aber der Regen?“

„Der Regen fällt jeglichen Tag, wie Feste, einer der Narren des Herrn Shakespeare einst sang.“

„Kann man überhaupt über die Welt und ihre Dinge nachdenken, ohne sich zu belügen?“

„Es ist sehr schwer, bester von Lippstadt – Budnikowski, sehr schwer!“

„Sollte man es dann unterlassen?“

„Auf keinen Fall, nein, auf gar keinen Fall! Wir sind keine Wissenschaftler. Wir nähern uns ständig an!“

„An was nähern wir uns ständig an?“

„An das, was wir sind, aber so ungern sein wollen!“

„Tot?“

„Auch! Die Vergangenheit war schon immer schneller als die Zukunft!“

„Das ist anstrengend!“

„Aber auch reizvoll!“

„Was machen wir mit dem polnischen Leergut?“

„Auf keinen Fall recyceln. Was leer ist, ist leer.“

„Müll ist Müll, wie der Rheinländer sagt?“

„In etwa. Nicht alles findet ein endgültiges Fach im Gedankenschrank.“

„Streiten Sie gerne, Herr Mahler?“

„Wenn man mich läßt, gewiß!“

„Wollen Sie gewinnen?“

„Nein, Recht gewinnen!“

„Nicht Recht haben?“

„Das ist etwas anderes. Ich kann mich nicht selbst zum Gewinner erklären!“

„Eigentlich recht einfach!“

„Manchmal rächt es sich zwar, dann aber meist zu Recht!“

„Die Mär von der unglücklichen Niederlage gibt es nicht?“

„Die Mär von Glück und Unglück bremst. Wenn der Meteorit zwei Lichtjahre zurücklegt, um Dich zu treffen, während Du auf dem Weg bist, Dir eine Aubergine oder eine Halsschmerztablette zu kaufen, dann hat der Meteorit einen Plan gehabt, den Du eben nicht verstanden hast!“

„Also keine Auberginen und Halsschmerztabletten mehr kaufen?“

„Nein! Nicht auf Meteoriten schimpfen!“

„Sie reden aber einen ziemlichen Mist!“

„Danke, Herr von Lippstadt – Budnikowski, streiten wir uns also! Morgen reden wir dann über Kultur!“

(Und die Fledermäuse im Philosophenwald wundern sich. Bisher saß der Bär des Abends vor seiner Unterkunft und blickte müßig und gelassen in den meist feuchten Sommerhimmel, ließ bedeutsame oder ganz und gar nichtige Gedanken durch das nicht vorhandene Dach seiner Denkhütte nach oben steigen, und heute? Weia, was da durch den nächtlichen Forst hin und her fliegt an wüstem Wort. Wir blenden uns mal aus. Ein Gewitter zieht heran. Erster Blitz. Erster Donner. Regentropfen.)

Thema: Im Philosophenwald | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth