Beiträge vom 18. September 2012

Mahler sammelt Grenzerfahrungen und andere Familiaritäten oder schaut nur auf den See (4)

Dienstag, 18. September 2012 17:49

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Wem gehört das Wasser? Wem gehört ein See? Da fährt ein Schiff vor Archibald Mahlers Nase von der Schweiz in die Schweiz durch einen deutschen Schlund. Der Himmel gehört allen oder dem Herrn, aber wem gehört das Wasser? Gehört das Wasser, dem auf dessen Land die Quelle oder dem, dessen Gestade von den Mündungsarmen geteilt wird? Oder ist diese Frage schlichtweg obsolet? Hier ist viel Wasser, klares Wasser, warmes Wasser, sauberes Wasser, Draufschauwasser. Mahler mag das sehr. Hat er ja schon oft geäußert. Hier ist Wasser göttliche Normalität und umsonst. Doch es gibt Gegenden, wo sich entfernte Verwandte des Bären gegenseitig die Pranken über den Schädel ziehen, beim Kampf um den Zugang zum letzten Wasserloch. Wasser hat einen Wert. Und was für einen. Selbst für einen Bären, der nie duscht und von jeglichen ökonomischen Anfechtungen gänzlich unbeleckt ist. Dennoch, wenn man jetzt da vorne, wo die Brücke den Ausfluß aus dem See überspannt, eine Wassergrenze ziehen würde? Einen dicken Staudamm errichten würde, so daß die hiesigen Ureinwohner das Wasser, welches aus der Schweiz runtergeflossen kommt, für sich behalten können? Danach kam man das gestaute Wasser den Schweizern, wenn die Durst kriegen sollten, für teures Geld verkaufen. Rückkehr! Archibald Mahler denkt nach, kratzt sich am Pöter und behält den Einfall für sich. Sonst setzen die Geldgierer hier vor Ort diese Idee noch in die Tat um. Andererseits, wer lange und konsequent staut, säuft ab oder erstickt. Solange das Wasser nachkommt. Man munkelt, woanders sei dies nicht mehr der Fall. Braucht man etwa anstelle eines Staudammes eine Mauer um den See herum? Weia? Aber herrlich warm ist es noch immer. Das bleibt gut. Oder ist es etwa gar zu warm und das Wasser steigt? Genau hinschauen!

Thema: Im Heckerland | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Mahler sammelt Grenzerfahrungen und andere Familiaritäten oder schaut nur auf den See (3)

Dienstag, 18. September 2012 1:14

kn03

Die Sonne scheint auch heut. Das ist gut. Und es ist noch wärmer geworden. Muß man sich fast schon wieder dran gewöhnen im Frühherbstsommer. Archibald Mahler war in die richtige Richtung gekippt. Links, gleich ums Eck – so sagt man hier – liegt der See. Nahocke und schaue. Da vorne ist die Rheinbrücke. Da drüben ist die Seestrasse. Und linker Hand schräg das Inselhotel. Das erste zu besteigende Haus am Platz. Einst kam es als Kloster zur Welt. Domikanerkloster. Bescheidenheit. Die Münsterglocken schweigen mittlerweile. Noch aber wird geheiratet. Im Inselhotel wird seit einigen Stunden weitergeheiratet. Archibald Mahler fällt auf, daß die gesamte Hochzeitsgesellschaft eine seltsame Sprache spricht. Fremd. Fürchterlich fremd. Woher soll der Mittelhessenbär wissen, daß dies Schwyzerdütsch ist? Dürfen die das? Hier grenzüberschreitend heiraten? Wahrscheinlich schon. Aber ist das eigentlich nicht ganz fürchterlich schade? Mahler liest nochmal Budnikowskis Postkarte. Er denkt. Und denkt nach. Der See grinst ihn an und ist unschuldig und schön. Ja, es ist ganz fürcherlich schade. Wer seine Heimat vor dem ersten Hahnenschrei verrät! Archibald Mahler kratzt sich am Pöter. Da ist keine Hose und kein am Pöter klemmender Geldbeutel, welcher des Bären Herz korrumpiert. Glück gehabt! Trotzdem! Der kehlige Singsang der Hochzeitsgesellschaft klingt unangenehm, wie er so über den allzu hübschen See hinweg poltert und singt. “Strafe muß demnach sein.” Nein! Sowas würde der Bär – noch immer Gast am See – niemals denken. Oder doch? Diesseits der Grenze aber kassiert der diesseitige Einheimische und klagt und jammert. Archibald Mahler wiederum ist froh drum, hier noch eine ganze Zeit verweilen zu dürfen. Vieles gilt es noch zu begreifen.

Thema: Im Heckerland | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth