Beiträge vom 30. Dezember 2012

Ein Mahler macht noch keinen Winter(schlaf) 07 J.W. von Mahler meets Jakob Kuno Lenz Edit 2

Sonntag, 30. Dezember 2012 9:07

ilm02

(Die Herren J. W. von Mahler und Jakob Kuno Lenz haben den Schwalbenstein bei und über Manebach erreicht. Am Fuß desselben entspinnt sich folgendes Gespräch.)

„Wem die Himmlischen Verwirrung zugedacht haben, wem sie Erschütterung, schnelle Wechsel der Freude und des Schmerzes bereiten, dem geben sie kein höher Geschenk, als einen ruhigen Freund.“

„Von Mahler, am frühen Morgen schon solch ehrenwerter Wörterschwall?“

„Nicht ich war’s, der dies schrieb, heb er das Auge über seine Löffel und lese er, was dort vermerkt für Ewigkeit und Nachgebor’ne!“

„So wie ich kenne Ihro Wanstigkeit, legt man den höchsten Wert auf’s Wörtlein ruhig, ist es so?“

„Sie raten recht, oh teurer Lenz, denn nur das schweigend Vöglein im Walde läßt der Seele Baumelraum. Doch davon später.“

„An einen einz’gen Tag soll der Geheimrat einst, den ganzen Akt, den vierten, des großen Werkes „Iphigenie“ verfaßt ins Reine haben?“

„Und dies mit Feder, Tinte, auf Papier! Im Hirn, dem seinen, es schon lange schwellte und es verließ ihn hier! Es tat sich manifesten mit Blick hinab zur Ilm!“

„Ach was? So wär’ die Ford’rung, die ich stellte, auch wenn dies meistens Ihr Brevier, daß man die mitgebrachte Nahrung trage hinauf ins Häuslein und kauend wie gesättigt, so denke man hier und blicke, von Mahler hör mich an, über die Ilm zum Kickelhahn!“

„Falls Dunst und Nebel mittun!“

„Es schmerzen Pfot’ und Bein, wir sollten etwas ruh’n.“

„Ein Weilchen!“

„Ohne Eilchen!“

„Und morgen, Lenz, dann wird gereimt“

„Ich spüre schon, wie es in mir keimt!“

„Halt er zurück sich!“

„Nun denn, zu Tisch schlich, Damon den Dolch im Gewande! Dies kurz vom Schiller Friederich!“

„Es schmilzt der Schnee, es rauscht ein Bach!“

„Der Himmel dräut, ab unter’s Dach!“

„Wer geht voran?“

„Nun denn, wer fragt!“

„So wandel’n wieder Sie, oh Lenz, im Schatten meiner! Ich wollt’s nur kurz erwähnen!“

„Ich hab’ mich dran gewöhnt, beweg’ Er seinen Wanst. Und außerdem ist’s wärmer im Rücken eines Bären, ich will mich nicht beschweren. Was bin ich müd’, ich spür ein Gähnen!“

„Man sende mir den ruh’gen Freund!“

„Ach was? So wird geschwiegen!“

(Über Moos, glitschige Steine und schlammigen Pfad steigt man hinauf. Wortlos, aber keuchend.)

Thema: Winter Wonderland | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth