A. Mahler macht sich selbstständig / Versuch 1

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Das Reiseziel war ja schon verkündet worden. Trotzdem – zur Sicherheit – hatte Mahler das Reiseziel nochmals auf einen Pappkarton gekritzelt. Zur Sicherheit? Aus purer Not und fast Verzweiflung eher. Was ist geschehen? Na ja, der Herr Albert mußte mal wieder hoch in den Norden, um den Musentempel an der Förde zu bespaßen. Ob der Herr Bär wieder mitreisen wolle? Empörtes Geschnaufe. Es sei ein neues Jahr ins Land gezogen, man sei außerdem schon im sechsten Jahre nun gemeinsam unterwegs, es sei also hohe Zeit, daß sich was drehe und es sei einem Bären seines Status und seiner – wenn auch nur im kleinsten Kreis – Bedeutung, nicht mehr zuzumuten lediglich auf Aufrechtgehertickets durch das Land zu stromern und der Herr Albert solle ruhig schon mal los. Er käme schon hinterher. So oder ähnlich schnaufte und raunte der Bär. Ob man ihm wenigstens etwas Geld da lassen solle? Nicht nötig, man sei jetzt alt genug und erfahren und danke auch, aber nein, lautete die Antwort. Die Tür fiel ins Schloß, denn der ICE nach Kiel muß erreicht werden.

Also sitzt Mahler grübelnd, hält den Pappedeckel in die Luft, der Reisehut singt ihm ein Lied von der Straße, der Bär jedoch hat keinen Groschen am Pelz und wie soll denn bitte nun die Förde erreicht werden? Der abgereiste und generell vielgereiste Herr Albert hatte ja des öfteren davon berichtet, wie weit ihn einstens der Daumen im Wind gebracht hatte. Meilen und Meilen und noch mehr Kilometer. Aber ein Bär, welcher an einer Autobahnauffahrt steht und es ist auch noch kalt? Mahler zieht sich in dem Moment, da ihn dieser Gedanke ereilt, entschlossen verärgert an seiner eigenen Nase und spricht: „Was bist Du für ein Pimpelbär, der hier von Kälte jammert, wo dieser Winter ein Häschen bestenfalls? Zuviel Kontakt zu Aufrechtgehern scheint Dir gehörig zu schaden.“ Doch bevor man sich allzu strenge selber geiselt, ertönt eine mahnende Stimme, welche daran erinnert, daß ein Bär, der seinen Winterschlaf schwänze und stattdessen durch die Republik trampen wolle, schon ein Kuriosität darstellen könnte. Also beschließt Archibald Mahler eine zweite Meinung einzuholen. Man sucht ja nach eigener und ureigener Selbstständigkeit. Und liegt da nicht das Buch, die Gabe des Budnikowski, zu seinen Pranken? Unbesehen? Der Beginn der Reise verzögert sich ein erstes Mal.

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Sonntag, 4. Januar 2015 20:49
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