A. Mahler macht sich selbstständig / Hoffnung
Donnerstag, 29. Januar 2015 20:29
Oben im Krähennest unverdrossen der Mastmatrose schaut und unten im Bauch des schaukelnden Narrenschiffs zwei der Seefahrt eher Fremde im Bemühen den Mageninhalt zu bewahren bei sich. Eine Momentaufnahme. Gelegentlich ein Schlepper auf rahmengenähten Schuhen vorbei schleicht und einkassiert. Eine Behauptung. Die Richtung der Fahrt von Ost nach West. Eine Tatsache. Heute die meisten Fahrten von Süd nach Nord. Die Berichtigung. Über der Förde geht ein Schneegewitter nieder. Eine neue Tatsache. „Eine Klimaveränderung, die beweisbar, gibt es nicht. Periodisch auftretende Wetterphänomene sind das bestenfalls.“ Ach, halt doch einfach die Schnauze und melde Deinen SUV ab. Der Kahn stoppt, das Ufer ist nicht erreicht. „Da vorne, das Hotel. Man erwartet Euch.“ Danke auch und die letzten Meter durchwatet man die Förde. Das Hotel ist eine Bude. Geschlossen. Die zwei Reisenden halten ein Herz in die Luft. Sie hatten es – zufällig? – gefunden beim Erreichen des Weststrands. Gestern soll hier eine Demonstration stattgefunden haben. Elftausend Aufrechtgeherköpfe hoch. Man sang und begrüßte alle Fremden. Außer die natürlich, die .. ähem … wir haben auch nur zwei Zimmer und so. Echt sorry. Alle Rollläden unten. Das Herz hochhalten trotzdem. Theoretisch. Im Norden ist es auch nicht wärmer als im Süden. Und wie der Bär und der Hase so sitzen und hoffen auf Einlaß, ertönt in der Ferne ein Martinshorn und Blaulicht funzelt wichtig in den einbrechenden Abend. Klingt nicht nach Freundlichkeit. Besser man steht auf und macht sich fort. Nur wohin? Und wo – hier könnte ein weiser Fluch stehen, der erst Manhattan und dann Berlin erledigt – ist das versprochene Hotel, die Pension „Zur blühenden Landschaft“? Mahler und Budnikowski schauen sich an. Wer mutet wem was zu?
Thema: Aufbrüche 2015, De re publica, Kieloben | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth