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Und bald gehört die Stadt

den Stimmen unbekannter

Sterne.

(Wolfgang Hilbig)

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„Alles wird gut“, säuselte einst eine Ansagerin in die Kameras des Bilderschauapparats in diesem eitlen, selbstverliebten Jahrzehnt, welches man die Neunziger nannte. Daß dieses Jahrzehnt unter der hoffnungsfroh gestarteten Ägide des am Zaun des Kanzleramtsrüttlers mit der makabren Pointe Hartz Vier endete, nun: der Humor dieses Jahrzehnts war eh gewöhnungsbedürftig. (Entschuldigung. Einwurf. Was soll das jetzt hier werden? Gruß Der Säzzer). Verzeihung, wir arbeiten schon auf einer anderen Baustelle. Davon später mehr. Also: um was geht es gerade? Genau: „Alles wird gut!“ Genau zwei: „Alles wurde gut!“ Dieser Hohlweg war ein langer, auf dem Mahler und Budnikowski in Richtung Stadt und Heizung und Abendbrot und überhaupt hinwanderten und der Pudding in den Oberschenkeln begann schon zu vibrieren und die Kälte kroch in die Knochen und die Hirne leerten sich wie das Konto eines selbstständigen Künstlers (Hallo! Disziplin!! Gell!!! Der Säzzer), egal, jedenfalls waren die Gefährten müde und die Hoffnung vor Einbruch der schon heftig hereingebrochenen Dämmerung rechtzeitig irgendwo anzukommen und Heizung und Nahrung … Ach! Und da stand er dann, grinste und öffnete seine Umhängetasche. So schnell hatte man den Mahler und den Budnikowski noch nie eine Mittragegelegenheit annehmen sehen.

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„Also das mit den Kerzen wäre jetzt nicht nötig gewesen!“

„Mahler, vielleicht sollten wir dem Ehrenwerten Ernst Albert sagen, daß man den Heizkörper auch ein bisserl runterdrehen kann. Mein Pöter brennt!“

„Bei mir wird es heiß am Obertatzenhalter!“

„Aber das wollten wir doch!“

„Budnikowski! Was man verließ, vermisst man schneller!“

„Die Kälte?“

„Oder die gemeinsame Einsamkeit!“

„Mahler! Da. Das Monstrum! Das Buchstabenmonstrum!“

„Weia! Erinnerung fällt mich an!“

„Genau. Sie fielen!“

„Und dann fiel mich etwas an! Also, auf mich. Ich befürchte, ich gebe es zu, mit inzwischen überheiztem Pöter, eine kommende Aufgabe liegt da vor unserem müden Aug’!“

„Das Monstrum?“

„Lasen Sie unsere Überschriften?“

„Es kleben die Bilder in meinen Gedanken?“

„Und ich pack sie dann in den Schrank!“

„Mahler? Darf ich Sie zitieren!“

„Auf, Budnikowski, auf!“

„Weia!“

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Donnerstag, 3. Dezember 2020 18:40
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