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Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 6

Freitag, 5. Februar 2021 10:12

traum3

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Auch wenn die offiziellen Verlautbarungen zur Einhaltung der Winterschlafregeln SPD – Schnauze! Poofen! Diät! – hier eventuell verletzt werden, wir sehen uns verpflichtet, schon allein um aufkommende Erregung nicht zu wilden Wutattacken gedeihen zu lassen, dem Werten Gefährten Kuno von und zu Budnikowski undsoweiter hier das Wort zu erteilen. Was nötig war, wie wir im Folgenden hören, hat doch sein alter Dialekt von ihm Besitz ergriffen, stets Zeichen großer innerer Aufgewühltheit. Drehen wir den Lautstärkepegel ruhig etwas runter.

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„Hömma hier, dat ganze Schuldgediskutiere geht mich ja gehörich auffe Karotte. Jetzt bin ich auch noch inne Verantwortung gerutscht fürre Gestalten, die dem Mahler seine Winterpoofung innen Horrorfilm verwandeln tun. Dat war ich nich. Wat ich zugeben kann, dat mir, wie ich et Sprungbrett von die Füssken abgeschnallt habe, wat auffem Parkettboden gescheppert iss. Dat kann unruhige Poofisten gewißlich inne Zuckung schicken, die kurze Wachphasierungen begleiten tun, woll. Da iss eine Entschuldigung schon inne Briefkasten versenkt. Aber das gegiggel und dat Gelache inne Fäustlinge, dat war ja woll der Meister Ehrenwert von unn zu Ernst Albert beie Presselektüre inne Küche. Und mich vorgelesen hat dat Mensch auch noch mit lautstarke Diktion. „Wer schläft, quasselt nicht“, dat sei eine tierische Dramolett und stand inne Rundschau aus Eintrachthausen am Main und verfasst hattet der Hebel Stephan un da waren eben Hase und dat Fuchstier und wollten die Höflichkeit des Gute Nacht Wünschen praktizieren tun. Und wie der Fuchs dem Hase so sacht, dat der bitte keine Märchen erzählen tun soll wegen Schlafenszeit, sacht der Hase – dat heißt der Albert hat dat giggelnd gelesen, wat der Hase da sacht: „Schade. Das ist ein schönes Märchen, weil erst der Fuchs die Semmeln alleine essen will, die sie geklaut haben, und dann sagt der Hase dem Fuchs, er soll seinen Schwanz in den See halten, um Fische zu fangen, und dann gefriert das Wasser, und der Fuchs kann nicht mehr sägen.“ „Und der Hase?“ „Knabbert die Semmeln weg, vor den Augen des Fuchses.“ „Ganz schöner Fuchs, der Hase. Ich krieg langsam Hunger.“ Und wie ich mich so wech hau vorre Amüsement, weil sonne Fuchs kannste ja auch mit Bären ersetzen tun, iss dem Mahler seine Bärenpocke am Grummeln und da tu ich denken, getz isser wach und ich könnte vielleicht inne Kommunikation rein. Da hat mich der Ernst Albert aber wohlweislich auffe Bremse getreten. Ob allerdings wat vonne Atmo inne Küche innen Kopp vom Bären rein iss als sone Art Traumlenkung? Wat weiß ich. So un getz tu ich mich entregen, sonst muß ich mich ja noch mit die schwattgelbe Pöhlerei befassen tun. Besser mal nich. Getz gehe ich wieder die fliegenden Männer mit die Bretters anne Galoschen gucken und halte die Pfoten fürre polnische Vorfahren. Und “die meisten Hütten inne Liga Rekord pro Saisong”? Und auffe Alten aufpassen tun? Woll! Nee, wat bin ich getz rechtschaffen müde von die ganze Quasselei. Weia!“

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Und dann schläft der Hase schon beim ersten Vorspringer der Qualifikation für Klingenthal ein. Der Beginn der winterlichen Ruhe? Man hegt so seine Zweifel.

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Thema: Jetzt ist 2021 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 5

Dienstag, 2. Februar 2021 20:28

traum2

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Ort der Handlung: der Ort im Kopp des winterschlafenden Bären Archibald Mahler, wo Bilder so wild und konkret geträumt werden, daß man oder bär gar nicht mehr weiß, was jetzt Tat oder Sache ist, also wo der Traum endet und man schon wieder wach ist und noch benommen ist oder doch schläft und nur träumt der Schlaf hätte ein Ende gefunden.

Auftritt am Ort der Handlung: ja wer schon? Der umtriebige Budnikowski. Zumindest hat er mal seine Sprungskier abgeschnallt. Muß ja, sonst hätte er gar nicht in den Kopp des Bären reingepasst. Noch nicht mal im Traum. Jetzt der Dialog:

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„Hmpf! Arghh! Puuh!“

„Herr Mahler?“

„Hmpf! Arghh! Puuh die zwote!“

„Herr Mahler? Schlafen Sie!“

„Hmpf! Arghh! Puuh die dritte! Heiliger Stremellachs aber auch. Was ist denn los, Hase?“

„Ich bin so müde!“

„Dann schlafen Sie!“

„Prinzipiell gerne, ich möchte nur die Form wahren!“

„Und das wäre?“

„Ich würde gerne Gute Nacht sagen!“

„Hmpf! Arghh! Puuh die vierte! Dann tun Sie es doch einfach!“

„Wenn ich nur wüßte, wo?“

„Hier, jetzt und sofort und dann bitte: Schnauze halten!“

„Bitte, das ist kein Umgangston. Ich suche doch nur den Ort, wo sich Hase und Bär Gute Nacht wünschen!“

„Fuchs, der Fuchs, der hat den Ort mit dem Hasen, irgendwo im Wald und auf der Heide!“

„Wenn wir so einen Ort hätten, dann könnten wir uns da treffen und das wäre das Ende einer tollen Geschichte, die wir bis dahin erlebt und erzählt hätten oder vielleicht sogar der Beginn einer langen Freundschaft! Und wir wären Titelhelden eines neuen Märchens, des Hasen und des Bärchens! Das wär scheen!“

„Herr Hase, ich befinde mich im Winterschlaf!“

„Sind Sie da so sicher?“

„Hmpf! Arghh! Puuh! Rapü! Rapüü! Rapüüü! Raus aus meinem Traum, Schaum, Pflaumenbaum!“

„Da schläft er hin. Ei: Gut‘ Nacht, Gut Nacht der Bär ist schwer und träumt sich einen Hasen her! Drehen Sie sich ruhig nochmal um. Und Gute Nacht!“

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Wenn wir jetzt wüßten, ob der Archibald Mahler das alles nur geträumt hat oder ob der Budnikowski …

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Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 4

Dienstag, 19. Januar 2021 5:45

traum1

Der Schlaf des Bären war ein unruhiger. Wie soll es auch anders sein, wenn einem die ganze Winternacht ein Hase mit Brettern an den Füßen um die Ohren fliegt und also träumte der Bär, wie leichter und leichter er wurde, schließlich abhob und was er dann sah. Und sprach so vor sich hin, das Folgende.

„Als ich ein Kind war, konnte ich fliegen. Ich hatte es nie gelernt, ich konnte es, soweit mein Erinnern reicht, und davor, das weiß ich genau, war ich eine Schwalbe gewesen: Ich weiß es, weil ich, wiewohl mein Fliegenkönnen noch immer durch die sich stützend auf das Treppengeländer gepreßte und dessen Rundung umklammernde Rechte an die Regeln des niederziehenden Raumes gebunden schien, doch stets das vollkommen sichere Gefühl hatte, nur wollen zu müssen, um, frei wie eben eine der Schwalben, in die golddurchwallte Violettluft des glastürbegrenzten Treppenhauses aufzuschnellen und durch die kleine Fensterluke oben rechts zu enteilen, wenn ich, aus der Schule heimgekehrt, mich mittags von der fünften Stufe von unten abstieß.

Fliegen war ebenso herrlich, wie es mühelos war, und es war lange Zeit nicht zu verstehen, daß die Erwachsenen es nicht aus eigener Kraft vermochten, sondern dazu tote Apparate mit metallenen Flügeln und Schrauben oder gar kilometerlange zigarrenhafte Gebilde brauchen mußten. Und dabei war es wirklich ganz einfach: Mit der rechten Hand das Geländer im Treppenhaus zwischen dem ersten und zweiten Stock umfaßt und von der fünften Stufe von unten, sich herzhaft abstoßend, kühn mitgestrecktem Rücken in die friedsam ruhende Luft aufgefahren und lange Stunden so auf ihrem Zenit verharrt, Stunden um Stunden, während drunten Farnsteppen sich zogen oder Indianerprärien mit Wigwams und Marterpfählen und rasend stampfenden Büffelherden, oder walnußgrüne, von kreischenden Affen und Papageien durchtanzte Wälder, oder das milchige Eis der schwimmenden Gletscher, darüber weiße Bären mit blutigem Maul trotteten, oder auch Ninive. Wenn Ninive unter mir auftauchte, erschien auch sofort der schlangenhäutige Fluß Nil!

…und hinter dem Nil habe ich auch manchmal Kanaan, das gelobte Land Abrahams mit seinen höckerschlenkernden Kamelen und schwereutrigen Kühen, die seltsam übereinandergehäuft um die klaffenden Zisternen gelagert waren, erblickt, allein das REICH, das Reich gleich hinter den drei geschwungenen Bergen, das Reich, von dem, wie alle Einwohner unseres Grenzdorfes, mein Vater und manchmal sogar meine fromme Mutter mit Prophetenmiene sprachen, das geheimnisvolle, phantastische Reich, das ich begehrte wie ein neues, noch nie geschautes Spielzeug, das einmal kommen und mich überwältigen würde: das REICH habe ich nie zu schauen vermocht.“

Kurz wachte er auf. Was waren dies für Worte? Und so viele. Geheimnisvoll. Doch sie kamen ihm so bekannt vor, die alten, wohlgesetzten, sprachmächtigen Worte. Dann schlief er wieder ein, der Archibald Mahler. Vielleicht hob er auch gleich wieder ab. Lassen wir ihn solange in Ruhe.

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Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 3

Donnerstag, 7. Januar 2021 15:30

zweiter

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„Karl, da haben Sie aber noch zwei rausgehauen! Glückwunsch!“

„Jo mei!“

„Ärgern Sie sich, daß Sie am Schicksalberg, man muß ja fast sagen, doitschen Schicksalzberg den Gesamtsieg weggeschmissen haben. Könnten Sie wieder wo reintreten wollen!“

„Na! Passt scho!“

„Ich hatte das Gefühl am Vorbau waren Sie extrem pünktlich, hatten richtig Richtung, der Ski kam dazu, das System war rund und Ihnen fehlte auch nicht die letzte Höhe!“

„Jo mei, dös halt iss der Wettkampf!“

„Also das Vertrauen in die Stabilität Ihres Flugsystems besteht wieder? Zuversichtlich hinsichtlich der WM auf Ihrer Heimschanze?“

„Dös iss jetzt nicht so, daß i sag, ja gut, bloß weil  i do auf die Woid kimma bin.“

„Ein letztes Wort zur Arbeit an der Rübe!“

„Na, der Granerudi, der frisst eine Bananen und i lutsch a Möhren! Passt scho!“

„Sie sind ja lustig!“

„Jo mei, bei solcherten gscheitn Froagn!“

„Danke, und der etwas Größere neben Ihnen?“

„Dös iss der Mahler Camillo. Der wo des Ding gwunne hoat! Der leckt gern amal am Stückerl Lachs. A Steckerlfisch geht a!“

„Mit dem Gewicht kann man fliegen?“

„Rindviech, damisches!“

„Verzeihung! TOITOITOI für Oberstdorf!“

„Warum net gleich so!“

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Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 2

Mittwoch, 6. Januar 2021 14:55

quali2

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„Karl? Bevor es los geht heute, zwei Worte zur gestrigen Quali!“

„Jo mei!“

„War jetzt ja nicht so die Superweite. Könnten Sie wieder wo reintreten wollen?“

„Na! Passt scho!“

„Ich hatte das Gefühl am Vorbau waren Sie was zu spät, hatten dann zu viel Richtung, zu wenig Ski kam dazu, das System lief nicht rund und Ihnen fehlte auch letztlich Höhe!“

„Jo mei, des krieg i scho wieder!“

„Korrigieren Sie mich, aber den Geschwindigkeitsüberschuß müssen Sie doch in der Anlaufspur generieren, sonst kommt zu früh Luft rein und Sie kommen nie den nötigen Stock höher im zweiten Teil. Da sind Meter.“

„Do schau her, heit iss der Wettkampf!“

„Also das Vertrauen in die Stabilität Ihres Flugsystems besteht weiterhin?“

„Dös iss jetzt nicht so, daß i sag, jo guat.“

„Ein letztes Wort zur Gesamtwertung!“

„Do iss die Messe gelesn, tät ich mal soagn!“

„Und sonst! Könnte Ihnen vielleicht etwas Balkenyoga helfen, so wie der Eisei dies gelegentlich tut?“

„Na, i muß eher an der Rübe arbeitn, denk i!“

„Karl, ich hätte eine Karotte für Sie dabei!“

„Rindviech, damisches!“

„Verzeihung! TOITOITOI für heute!“

„Warum net gleich so!“

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Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 1

Dienstag, 5. Januar 2021 16:11

quali

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Der Bär im Winterschlaf. Er versucht es. Gelingt bedingt. Weshalb? Der Hase ist euphorisiert. Hellwach. Wenige Tage vor dem Jahresende hatte ihn ein kräftiger Aufwind erfasst. Ja, ja, ja! Er ballte die kleine Pfote. Als hielte er die wertvollste Karotte der ganzen Welt in dieser. Ich ist ein Anderer. Wir kennen das. Identitätenwechsel ist des Budnikowski Brevier. Seit der Lütten Stan seine Haut verlassen hat, fehlt ihm was. Das „von und zu“ ward abgelegt. Und was war da noch mit Holtby? Nur der Bär blieb seiner selbst. Deswegen schnarcht er jetzt unterm Weihnachtsbaum. Unruhiger als sonst. Klar, der Hase macht sich warm. Das geht nicht in kompletter Stille. Leibesübung ist Kontemplation. Aber auch.

„Nicht wahr, Kuno?“

„Karl der Zwote, bitte! Ich begebe mich in den Tunnel! Und dann, wenn ich meine Sachen zusammenhabe, mache ich mein Ding!“

Gut. Vom Schicksalsberg also später. Jetzt eine ordentliche Quali in Bischofshofen. Ohne Qual.

„Erinnern Sie mich nicht dran. Ich könnte immer noch ständig irgendwo reintreten.“

Wird Budnikowski etwa auch noch Bayrisch lernen müssen?

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Kleben / Bilder / Gedanken / Schrank / 050

Freitag, 25. Dezember 2020 18:29

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„Der war aber lustig, der Brite!“

„Seltsamer Humor, jedoch sehr angenehm.“

„Schnell weg war er aber wieder, lieber Mahler!“

„Und ich bin jetzt wieder wach, als klopfte der Lenz an die Pforten meiner Wahrnehmung.“

„Was tun?“

„Lieber Budnikowski, schauen wir dem Ehrenwerten und der Wunderbaren beim Geschenke auspacken zu. Da freuen die sich!“

„Und beim Essen?“

„Das auch!“

„Bald soll es ja schneien!“

„Bis dahin werden wir wieder eingeschlafen sein!“

„Haben Sie eigentlich noch etwas Hunger, Mahler? Ich irgendwie schon.“

„Sehen Sie die Teller mit den Keksen und anderen Süßigkeiten da drüben. Die sollen nur ins Bett und dann!“

„Das dürfen wir doch nicht!“

„Mundraub, Budnikowski! Mundraub! Notlage!“

„Na dann! Mahler! Ich krieg den Stollen!“

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Von wegen Stille Nacht und Winterruh’

Mittwoch, 23. Dezember 2020 11:46

Nix ist mit Ruhe und Winterschlaf. Da klingelt es an der Türe und wer steht da, will nur mal schnell Hallo sagen und seine Christmas – Greetings loswerden? Es ist William, ein entfernter Verwandter des Mahler, der aber nun in Hamburg bei zwei sehr lieben Kollegen vom Ehrenwerten Herrn Ernst Albert wohnt. Weil die nämlich in Rente sind. Und weg aus der Kleinen Häßlichen Stadt. Aber er wollte mal in der alten Heimat vorbeischauen und weil er wahrscheinlich sogar adlig ist und ein Brite mit sehr ordentlichen Umgangsformen darf er das. Mahler bittet ihn herein, schlaftrunken aber höflich wie es Bärenart ist. So sieht er aus der Prinz vom Kiez.

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Und dann singt er auch noch ein Lied. Auf Englisch. Vom Meister. Guter Besuch.

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Kleben / Bilder / Gedanken / Schrank / 049

Donnerstag, 17. Dezember 2020 17:29

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Schade, schade, zu spät

(Ludwig van Beethoven angeblich auf dem Sterbebett)

Oder doch eher so?

Getz isset zo spöt

Wat ene Driss

Herrjott

Su bin ech bei Dir

Wat willste auch maache

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Alles war bereit. Ruhe war eingekehrt. Die Heizung tat ihre Wirkung. Augen fielen zu. Das Gedenke wurde runtergefahren, die Verdauung aufs das Nötigste reduziert, die Lichter gedimmt und ein Gute Nacht Lied war zur Feier des Tages angestimmt. Aber: plötzliche Unruhe. Vor dem Fenster, dem vor Tagen erwähnten, heute zweistellige Temperaturen. Sonnenschein und Lenzesahnung. Nichts neues, da in den letzten Jahren das Fest der Geburt des Erlösers meist im T – Shirt und grillend begangen wurde. Dennoch: man gewöhnt sich langsamer als man möchten täte und vor allem tun könnte. Und es war zudem verdächtig still da draußen. Der Stecker mal wieder gezogen, löckend gegen die Unvernunft. Drinnen aber: Der Ehrenwerte Ernst Albert und die noch vieltausendmal Ehrenwertere Göttliche Pelagia saßen in der Küche und hörten Musik. Laut. Sehr laut. Zwei Platten. Hin und her. Abwechselnd. Zwei ältere Herren raspelten Lieder in die Nacht. Mal der eine. Dann der andere. Nuschel nuschel. One two three four. Pianoklimpern und vor sich hin humpelnder Bass. Dann wieder hart geschnittene Gitarrenriffs. Mäandernde Worteberge hier. Eingängigkeit da. Kennedy wird erschossen. Plattenwechsel. Man schreibt einen Brief. Plattenwechsel. Der falsche Prophet. Plattenwechsel. Geister. Tausende Fragen suchen tut der eine nun. Die Antworten suchen der andere dann. Irgendwann war die Ruhe wieder eingekehrt. Aber an Schlaf nicht mehr zu denken. Haben Sie Nachbarn? Also dann.

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„Budnikowski! Gewonnen! Ätsch!“

„Mahler! War ja klar! Aber nur in der Kritikerwertung!“

„Sind das nicht die Kompetenten?“

„Denkste, Bär. Der Leser will den Boss!“

„Autoritätsgläubiges Pack!“

„Sie übertreiben maßlos! Schlechte Wortwahl! Und außerdem meine ich es anders!“

„Dann sagen Sie es bitte so wie Sie es meinen. Ist man Gedankenleser?“

„Die welche Musik hören wollen, wenn sie Musik hören und nicht Bücher lesen wollen beim Musik hören, haben sich für den springenden Stein entschieden. Basta!“

„Die welche Musik hören müssen, weil sie dürfen, sehen den Zimmermann vorne, weil der letztlich auch das Haus der intelligenten Musik errichtet hat. Pasta!“

„Darf ich Sie mal zitieren, Mahler?“

„Immer und gerne!“

„Weia! Und Schulz!“

„Verstehe ich nicht!“

„Sie vergallopieren sich und bevor ich da hinterher hopple: Meine Oma hat immer gesagt, vor dem Einschlafen soll man sich nicht streiten!“

„Meine auch!“

„Also?“

„Von Budnikowski lernen, heißt … Ähem …  Gut. Ich halte mal den Schnabel, den ich nicht habe. Hören wir nochmal das Gute Nacht Lied!“

„Gerade noch die Kurve gekriegt, lieber Mahler! Und dann hören wir das! Die Single des Jahres!

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So kehrte die Ruhe ein. Ludwig, Robert und der springende Stein tanzten unsere zwei Gefährten in den verdienten Winterschlaf. Und natürlich die Glimmertwins.

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Thema: Klebebilder, Robert Zimmermann | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Kleben / Bilder / Gedanken / Schrank / XXXX

Freitag, 4. Dezember 2020 16:20

G_Schrank_088

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Die Schildkrökröte

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Ich bin nun tausend Jahre alt

Und werde täglich älter;

Der Gotenkönig Theobald

Erzog mich im Behälter.

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Seitdem ist mancherlei gescheh‘n,

Doch weiß ich nichts davon;

Zur Zeit, da läßt für Geld mich sehn

Ein Kaufmann zu Heilbronn.

-

Ich kenne nicht des Todes Bild

Und nicht des Sterbens Nöte:

Ich bin die Schild ich bin die Schild

Ich bin die Schild krö kröte.

-

(Christian Morgenstern)

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Nun wollen wir nicht übertreiben. Tausend Jahre und so. Aber: tausendmal jetzt schon seit dem unschuldigen ersten Blick, den Archibald – damals noch ohne Nachnamen und anderweitige Titel – aus dem Fenster auf die Kleine Häßliche Stadt in Mittelhessen und die dahinter verborgene Welt geworfen hatte, tausendmal hat er sich nun und zunehmend mit dem Gefährten und Nachdenkkompagnon Budnikowski – ehemals Fieberthermometerhalter – geäußert. Auf diesen Seiten. Man trennte sich, fand wieder zusammen, regte sich auf, drehte im Kreis, feierte die Mittelmäßigkeit, den Schwachsinn, überließ sich der Wut, auch der milden Betrachtung. Ohne Plan und Holterdipolter rein ins Blaue.

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„Glückwunsch, Mahler!“

„Glückwunsch, Budnikowski!“

„Ich hätte beinahe dieses Lied gesungen!“

„Wenn Sie müssen! Ist das jetzt ein Heiratsantrag?“

„Pustekuchen mit Möhrenbrei!“

„Wissen Sie, was mich nachdenken läßt?“

„Na ja, die Welt der Aufrechtgeher!“

„Auch. Aber ich fing an zu schauen auf die Welt an einem Aschermittwoch!“

„Verstehe und dieses Jahr ist wie ein nicht enden wollender Aschermittwoch?“

„Man mag es meinen. Sie dürfen sich das erste Jubiläumslied wünschen!“

„Bitte schön!“

„Das war lustig!“

„Und Sie?“

„Das dauert aber etwas länger!“

„Und so lange machen wir Pause, Mahler?“

„Mindestens, Budnikowski!“

“Aber, Herr Mahler. Entschuldigung. Die Kundschaft!”

“Punktum und Schluß und ich bin müde. Ich bestehe auf Winterschlaf. Und außerden kann der Ehrenwerte Herr Ernst Albert auch mal was tun, wenn er nichts zu tun hat.”

“Sie haben recht. Und müde bin ich im übrigen auch. Nach diesem Jahr.”

“Dann Gute Nacht und bis zum Frühjahr! Ohne!”

“Und dann die nächsten Tausend?”

“Meine Pfote drauf!”

…..

G_Schrank_089

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