Beitrags-Archiv für die Kategory 'Im Heckerland'

AUF MEINEM BALKON IN DER WIEHRE 15

Freitag, 6. Mai 2011 0:25

wiehre15

„Und?“

„Also, jeder Vergleich hinkt, aber letztes Jahr im Heckerland mit Ihnen, Herr Albert, die Nachlässigkeit mit der Herr Lenz damals seine Arbeit verrichtet hat – unfaßbar, wie Sie gerne zu sagen pflegen – aber dieses Jahr: Chapeau! Zwei bis drei Tage Verschnaufpause und dann brennt der gelbe Planet wieder auf meinen Balkon runter. Klasse!“

“Herr Mahler, man lobt?“

„Muß auch mal!“

„Aber?“

„Nur Beobachtungen. Am Rande des Weges, den Sie jeden Morgen gen Musentempel abschreiten: diese Kaufbude, wo der bewußte Aufrechtgeher die bewußten Fressalien in den Bastkorb legt und bezahlt, was ihm das schlechte Gewissen diktiert. Super Natur Markt! So nennt sich das Teil. Ich zitiere die Jugend: Das geht ja so was von gar nicht! Super: dumpfdödelige Angewohnheit der Aufrechtgeher jedem schlichten Sachverhalt durch Verleihung eines Superlativ den Hauch von Einzigartigkeit zu verleihen. Natur: noch dumpfdödeligere Manie angesichts betonisierter Zukunftsängste Vergangenheiten zu beschwören, die man weder erlebt geschweige denn, daß es sie je gegeben hat. Markt: ist eigentlich rund ums Münster und ohne Dach, wenn es regnet. Aber – bitte unterbrechen Sie mich nicht, Herr Albert! – Tag für Tag, Morgen für Morgen sitzt neben der Eingangstüre der Einkaufsbude namens „Bevor ich das Stück Käse kaufe, würde ich mit Ihnen, sehr geehrter Herr Verkäufer aka Du Kretin noch ein klärendes Grundsatzgespräch führen!“ – ein Bettler und legt sein spektakulär vernarbtes und gelähmtes Bein den bewußten Kunden ante portas vor die Füße. Und wie sie dann wegschauen! Oder drübersteigen! Über die Narben. Und das Bein. Und ihren eigenen Ekel. Tofubewaffnet, molkebeschwert, bioverweint und erschöpft vom Reden über Allergenes. Klasse! Und noch eine Frage an Sie. Haben Sie heute nach der Arbeit Tequila getrunken?“

„Nein, Ouzo! Warum?“

„Weiß ich jetzt auch nicht! Aber ich habe mich heute gelangweilt! Balkonmäßig und so!“

„Ok! Eine Runde schlafen und dann komm mit, Bär!”

„Gute Nacht!“

„Pst!“

„In Ordnung!“

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AUF MEINEM BALKON IN DER WIEHRE 14

Donnerstag, 5. Mai 2011 0:24

wiehre12

„Tach auch!“

„Guten Morgen?“

„Mahlzeit!“

„Heute streng?“

„Herr Albert, Tageszeiten haben Namen!“

„Man arbeitet! Manchmal länger!“

„Glaube ich gerne!“

„Was macht die Stadt zu Ihren Füßen, Herr Mahler?“

„Atmet!“

„Und Sie?“

„Atme mit!“

„Und sonst?“

„Darf ich jemanden grüßen?“

„Gewiß! Sie dürfen auch in den Server winken!“

„OK! Hallo bester Herr Reinhard Theophil Kuno „Stan“ von Lippstadt-Budnikowski zu Datteln. So fing alles an!“

„Ach Bärchen! So fing wirklich alles an! Vor fünfundvierzig Jahren!”

„Gehen wir jetzt schlafen?“

„Sollten wir!“

„Aber?“

„Heute ein Nein!“

„Dann Licht aus!“

„Für Schalke?“

„Haben Sie gesagt, Herr Ernst Albert und Chef!“

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AUF MEINEM BALKON IN DER WIEHRE 13

Dienstag, 3. Mai 2011 16:22

wiehre14

„Ist Ihnen nicht kalt und feucht, lieber Herr Mahler?“

„Und ob!“

„Trotzdem?“

„Sehen Sie denn? Ach ja, sie sehen ja nichts. Sähen Sie denn, würden Sie sehen, daß der nächtliche Regen, im Gegensatz zu den Vorgängerschauern des letzten Wochenendes, es nun endlich vollbracht hat diese fiese gelbe Schicht, welche seit Wochen und Einsetzen der ersten warmen Periode dieses Jahres, Baum, Busch, Blatt und Blechmilbe versiegelte und den Atem nahm, wegzuwaschen. Es ist, als ob mein Zwerchfell sich im Gleichklang mit dem nun frischgeduschten Grün hebt und senkt. Die Nase kitzelfrei und kein tränendes Aug, als dächte ich ausdauernd in Rührung und Heimweh an die Mittelhessianer, mit denen wir sonst die Höhle teilen, bester Herr Albert. Angenehmer Nebeneffekt, die Buchstabenriechleserei fällt wieder leichter.“

„Was liegt denn auf Ihrem Nachttisch, hätten Sie einen?“

„Ein Buch über eine paar Aufrechtgeher da oben im Norden, wo die tutenden Häuser auf dem Wasser rumschwimmen, und wie sie an den Tresen stehen und reden und viel trinken und die Liebe ihren Weg kreuzt und die Frauen und die Liebe wieder Ausreiß nimmt und natürlich zuerst die Frauen und dann wird noch mehr getrunken und dem Leben soviel Spaß abgerungen, bis es ordentlich weh tut!“

„Kenn ich!“

„Ist aber nicht sehr gesund!“

„Da sagen Sie was, lieber Herr Mahler!“

„Es gibt auch Grünen Tee!“

„Wollen Sie einen?“

„Sie haben schon verstanden, lieber Herr Albert!“

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AUF MEINEM BALKON IN DER WIEHRE 12

Montag, 2. Mai 2011 22:33

wiehre05

„Herr Mahler?“

„Hier!“

„Wo? Ich sehe nichts!“

„Das ist ja wohl das zentrale Problem der Aufrechtgeher. Erst wird die Nacht weltweit abgeschafft und wenn es dann doch mal irgendwo dunkel wird, sieht man nichts mehr. Vielleicht wäre es ratsam mal die eine oder andere Nacht auf alle künstliche Helligkeit zu verzichten, die durch Quellen gespeist wird, vor denen ihr Herren und Damen Aufrechtgeher soviel Angst habt seit einigen Wochen. Einfach mal konsequent abschalten, was man so gerne abschalten würde, wenn man könnte. Und alle stinkenden Blechmilben in deren Tanks fossile Säfte gluckern, die man von bösen Männern aus Nordafrika gekauft hat, die bleiben einfach stehen. Und ihr Scheinwerferlicht zerschneidet nicht mehr hupend und baßvibrierend die Dunkelheit und die Stille, die die Götter einst dem hellen Getriebe der Tage entgegengesetzt hatten. Einfach mal ausprobieren. Weniger Geglänze bitte. Vom Schweigen ganz zu schweigen. Und auch die funkelnden Bilderapparate der kleinen Permanentsprechgeräte besinnen sich darauf, daß sie Energien von unvorstellbarem Ausmaß in sich aufsaugen. Tags und in der Zeit, die früher mal eine Nacht war. Herr, gib mir düsteres Schweigen. Bitte! Mehr Finsternis vor dem Auge verhindert vielleicht die Entstehung der Finsternis in den Eingeweiden und Denkapparaten. Denk ich mal so. Hier draußen. Ach, um Ihre Frage zu beantworten, lieber Herr Albert und Chef, ich sitze unbeleuchtet auf dem Balkon. Und bitte, kippen Sie doch die Schalter in ihrem Zimmer hinter meinen Balkon in die Ausposition. Soeben sah ich noch die Sterne funkeln. Das hat mir gefallen. Ich will da weitergucken. Und so widerspreche ich gerne dem lieben Herrn Geheimrat und bitte um mehr Dunkelheit. Um das Licht zu sehen. Geht das?“

„Oh verzeihen Sie, mein Freund!“

„Nichts für ungut. Was macht Mittelhessen!“

„Das erzähle ich Ihnen, wenn das Kunstlicht gelöscht!“

„Danke!“

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AUF MEINEM BALKON IN DER WIEHRE 11

Freitag, 29. April 2011 18:53

wiehre10

„Herr Albert?“

„Wo sind Sie, Herr Mahler?“

„Hier!“

„Ach da. Warum?“

„Später. Im übrigen: Ich habe verstanden!“

„Was?“

„Warum die Aufrechtgeher hier unten so sind, wie sind!“

„Nach knappen zwei Wochen, mein kleiner Genosse? Ich werde nun bald fünfundfünfzig Lenze alt, bin in diesen Breiten aufgewachsen und begreife es immer noch nicht!“

„Sehen Sie dort unten die Straßenbahnhaltestelle, an der sie nun Morgen für Morgen und Abend für Abend in den Musentempel fahren. Dort, schauen Sie, diese Werbetafel für ein lokales Biergetränk. Dort spricht sinngemäß das Bild eines Bieres zum potentiellen Käufer: ‘Ich bin cool, ich bin das Bier, welches heißt wie die Stadt, ich bin bodenständig, wie die Stadt, nach der ich benannt wurde.’ Hören Sie nun, alles wird ganz einfach! Cool: Ausdruck zeitgenössischer Ignoranz und täglich upgedateter Oberflächlichkeit, sonnenbebrillte leere Fassade, empathiefreies Bauchnabelpuhlen. Bodenständig: lokal bedingte Borniertheit, selbstgerechte sich im Kreisedreherei, geistiger Stillstand, der behauptet etwas zu bewahren, was niemanden interessiert, außer jene, die es besitzen. Geistige Abstiegsgefahr. Und jetzt, lieber Chef und Herr Albert, stellen Sie sich vor COOL und BODENSTÄNDIG zeugen Nachkommen. Weia! Eine Frage nur: wie schmeckt dieses Getränk für welches dort geworben?“

„Da lobe ich mir ein Licher! Aber der Durst zwingt es rein! Aber warum immer noch im Efeu, mein Bär?“

„Das Gewitter ist ein Landregen geworden, was ich prinzipiell begrüße. Auch im Bären wohnt ein Gärtner. Andererseits feuchtes Fell den Bär nicht freut. Und – nicht unwesentlich – man läßt mich nun zwei Tage alleine hier im Heckerland. Ich möchte verhindern, daß einer der hiesigen Aufrechtgeher in einem Anfall von übertriebener Sorglichkeit mich adoptiert und einem seiner vielen Vereine einverleibt. Da bleibt man lieber im Busch. Gute Reise und grüßen Sie den Lütten Stan und die Wunderbare und bis die Tage! Jetzt guck ich Heiraten!

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AUF MEINEM BALKON IN DER WIEHRE 10

Mittwoch, 27. April 2011 15:46

wiehre11

„Und heute, Herr Mahler?“

„Manchmal denke ich die Aufrechtgeher da unten in der Stadt müssen Fürchterliches durchlebt und erlitten haben.“

„Wie das?“

„Sie haben ihre Sprache verloren!“

„Mir scheint es, die quatschen immer und müssen jeden Scheißdreck bis zum geht nicht mehr ausdiskutieren!“

„Und dann schweigen sie aber. In wesentlichen Situationen. Wenn ein Aufrechtgeher vor einem Regal in der Kaufbude steht und der Andere dahinter und will auch was haben, drückt er den Vorderen weg mit sicherem Griff. Auf den Gehwegen, wenn Einer langsamer, kommt der Schnelle von hinten und fährt seinen Pöter aus und hat Platz. In den Bahnen und Bussen, der Platz neben dem Einen frei, ein Zipfel des Mantels oder Rockes im fremden Gelände, der Dazukömmling setzt sich darauf. Die Schlange vor einem Schalter wo auch immer, der Eilige von hinten, Körpertäuschung, Plätze gewonnen, vorne eingereiht. Ein freier Tisch im Garten des Bieres, zwei Paare nähern sich, beschleunigt Schritte, rast zu den Stühlen. Besetzung. Reise nach Jerusalem. Der Pedalritter entgegenkommend auf fremdem Terrain, keine Bremse, kein Zögern, nur ein wortloses Beiseitespringen rettet Bänder und Kapseln. Und hier wie bei allen vorher beschriebenen Vorgängen: Lippen schweigen, kein Bitte, kein Verzeihung, gar Entschuldigung, nur schweigender, fordernder, zeigefingeriger Bodycheck, wortlos, satzlos, nicht einmal ein dezentes Fuchteln der Erklärung. Schweigende Begegnungen allenthalben. Bodycheck auf Bodycheck! Schlimm!“

„Da wundert es mich, daß der Eishockeymeister nicht aus dem Heckerland kommt!“

„Nein, Herr Ernst Albert, das sind alles Synchronschwimmer!“

„Warum?”

„Weil sie bei ihren Bodychecks unentwegt grinsen. Erschreckend!“

„Deswegen haben Sie sich in den Efeu zurückgezogen?“

„Quatsch! Ein Gewitter zieht auf. Endlich!“

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AUF MEINEM BALKON IN DER WIEHRE 09

Dienstag, 26. April 2011 23:04

frohe ostern2

„Tschüß dann, Herr von Lippstadt – Budnikowski.“

„Mehr nicht?“

„Meine Lefzen hängen auf halbmast. Die Hitze!“

„Man möchte kein Blatt sein in diesem Frühjahr!“

„Da sagen Sie was, Arkadien ist ein Scheißdreck dagegen.“

„Aber, aber, Herr Mahler! Die Ausdrucksweise!“

„Vergessen Sie nicht, ich bin Pelzträger und ab zwanzig Celsius wird es eng im Fell!“

„Aber die weißen Stangen sprießen!“

„Benehmen Sie sich, Hase!“

„Ich bitte Sie: der Spargel.“

„Gewiß! Herrlich, göttlich, unfaßbar, delikat, zart, bombofurzionös. Wenn er denn aus Opfingen!

„Und diese unaussprechliche Beilage. Dieses ausgebackene Götterteil mit der Betonung auf der ersten Silbe! Helfen Sie, Herr Mahler!“

Kratzete! Man möge meine Höhle damit polstern!“

„Auch wenn jetzt noch der Schädel, aber dies noch: Chardonnay vom Tuniberg! Man wußte gar nicht, daß es dort einen gibt!“

„Jetzt wissen sie es, werter Lippstadt – Budnikowski!“

„Ach! Sehen Sie das welke Blatt dort, so früh im Jahr! Wer muß Gießen?“

„Der, der es tut! Der Schinken war in Ordnung?“

„Keine Klagen! Die Waden schmerzen!“

„Ei!“

„Schönberg hoch, Schönberg runter! Diritissima!“

„Bauernbratwürste nicht vergessen!“

„Kalbshaxenscheiben. Flammkuchen. Pollen ohne Ende.“

„Schönheitsfehler! Ich denke, Sie müssen. Die wunderbare Frau Eva Pelagia ruft!“

„Also, ich hau mal in den Sack!“

„Nerven bewahren! Gelle!“

„Die machen das, die Jungs! Kümmern Sie sich mal um die Welt und ihre Musentempel! Tschüßkes!“

(Und dann ist Archibald Mahler, Bär auf Dienstreise im Heckerland, wieder alleine. Auf seinem Balkon. Mal schauen. Oder so.)

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AUF MEINEM BALKON IN DER WIEHRE 08

Sonntag, 24. April 2011 17:39

frohe ostern

„Herzlich willkommen im Süden, Herr von Lippstadt – Budnikowski!“

„Gerne folgte ich Ihrer Einladung, Herr Mahler. Sie haben Ihren Balkon verlassen?“

„Der Bär auf dem Balkon ist Alleinstellungsmerkmal. Bären, Zen und hohe Balkone quasi. Kommuniziert wird im Garten!“

“Eine Bemerkung nur, dieser Garten mutet japanisch an.”

“Kein Zufall. Auch nicht Überraschung. Man geht dorthin, wohin einen der Weg führt.”

„Wohl gesprochen, jedoch: Balkon? Garten? Ist der Wohlstand ausgebrochen?“

„Man nimmt mit, was sich anbietet. Sturmfreie Bude über die Feiertage und noch länger.“

„Nobel! Wieviel Zimmer?“

„Noch nicht gezählt! Sieben vielleicht? Acht? Diverse Sanitäranlagen. Man braucht es nicht. Aber schaden tut es auf keinen Fall. Und Mittelhessen?“

„Bleibt weiterhin bescheiden!“

„Erfreulich! Ach, das Ding in unserem Rücken, ein Mitbringsel von Ihnen anläßlich des heutigen Tages?“

„Scherzkeks Mahler. Fühle mich leider nicht im Stande für jedes Ei dieser Welt eine Verantwortung zu übernehmen. Dennoch: was mag es beinhalten?“

„Überraschungen? Oder einfach gar nüscht!“

„Was ja oft dasselbe ist!“

„Sie sagen es, Herr von Lippstadt – Budnikowski. Oder gar die Meisterschale?“

„Herr Mahler, rühren Sie nicht an diesem Nerv. Ich werde mich in meiner Funktion als Lütten Stan morgen ausführlich dazu äußern.“

„Man ist etwas gereizt, nicht wahr?“

„Reichen Sie mir einfach ein hart gekochtes Ei und lassen Sie uns die ersten Regentropfen seit Wochen genießen.“

„Ihr Wunsch sei mir Befehl. Sie sind der Gast! Was hatten wir noch vergessen?“

„Allen frohe Ostern zu wünschen.“

„Dann tun wir das doch!“

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AUF MEINEM BALKON IN DER WIEHRE 07

Samstag, 23. April 2011 22:35

wiehre09

„Darf ich, werter Herr Archibald Mahler?“

„Woher die Förmlichkeit?“

„Morgen ist Ostern!“

„Meinethalben!“

„Noch mal von vorne. Was war heute?“

„Ich mache mir Sorgen. Doppelt. Beziehungsweise zwiefach! Zum ersten: der Frühling legt los als sei er ein Sommer. Ich befürchte, wer durch die Hinrunde rast und so tut als gäbe es keine Rückrunde, wird scheitern. Na ja! Des weiteren: an den Bäumen, an die man unlängst die Warnung vor den Killerkatzen applizierte, hängen neue Informationen. In diesem Viertel werden nun seit Tagen per Aushang vermißte Kater gesucht. Nicht nur einer, sondern etliche. Man bittet die Bevölkerung in ihren Kellern und Gärten und sonstwo nachzusehen. Was hat das zu bedeuten? Die Kater ohne Glocken um den Hals, man jagt sie? Wer tut das? Ornithologische Fanatiker? Kretschmanns Jünger? Guido Guttenberg? Joschka Kohl? Wer steht auf wessen Seite? Seit Tagen sah ich tatsächlich kaum mehr Kater das Haus, welches meinen Balkon festhält, umrunden. Warum, Herr Albert? Keine Antwort, nur vielleicht ein Hinweis! Mein Gott, war das heute warm hier! Unter meinem Pöter spür ich nur Kakteen! Verzeihung! Keine Abschweifung! Die Kater?“

„Lieber Herr Mahler! Ich denke, wer zuviel Whiskas und zu wenig Vögel frißt, wird blöd und landet in Kellern, fremden Gärten, träumt von Orientierung und verläuft sich sonst wohin.“

„Man soll sich nicht von Aufrechtgehern abhängig machen. Meinen Sie das?“

„Strike!“

„Frohe Ostern!“

(Es klingelt. Der Lütte Stan und Frau Eva Pelagia, die Wunderbare, stehen vor der Tür in der Wiehre. Ostern auch. Eva Pelagia freut sich. Der Lütte Stan ist sauer. Davon morgen mehr.)

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AUF MEINEM BALKON IN DER WIEHRE 06

Samstag, 23. April 2011 1:13

wiehre08

„Und heute, Herr Mahler?“

„Sie meinen gestern, Herr Albert?“

„Huch, so spät schon!“

„Früh! Früh bitte!“

„Also?“

„Karfreitag war gestern.“

„Das heißt?“

„Macht der Aufrechtgeher auch mal Pause?“

„Wie meinen Sie das?“

„Da steigt dieses in Ehren und Pensionsanspruch ergraute Paar in die Straßenbahn. In Barbour gewandet. Festgeld gestählt. Die Abfahrt verzögert sich. Anschluß und Umsteiger. Das Paar wird ungeduldig hinter Sonnenbrillen. Die Wanderschuhe von Loewe scharren ungeduldig. Stimmung leicht gereizt. Er täuscht vor die Souveränität eines Autofahrers, der seit wenigen Wochen gerne öffentliche Verkehrsmittel benutzt. Vielleicht wechselt ja die Regierung. Sie hätte wohl lieber FDP gewählt. Es ist warm, fast schon heiß. Im Straßenbahnwaggon. Da spricht sie zu ihm.“

„Und was sagt sie zu ihm?“

„Das lehne ich ab, dieses unwürdige Warten!“

„Das sagt sie zu ihm?“

„Das sagt sie zu ihm!“

„Ist die Straßenbahn dann losgefahren, werter Bär?“

„Leider!“

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