Beitrags-Archiv für die Kategory 'Zweitausendzwölf'

Und wenn der heutige Tag bedeutend werden würde, wie weit kann man dann gehen?

Samstag, 21. April 2012 8:39

hecker05

(Herr von Lippstadt – Budnikowski ist heute etwas früher wach, ein Tag eventueller Entscheidung sendet verregnete Morgenröte durch das Fenster. Dem Bären geht es auch schon besser. Hören wir zu.)

„Mahler, können Sie mir sagen, weshalb wir seit Tagen dieses Ding vor den Gesichtern tragen? Sind wir schon im Orient und einer Geschlechtsumwandlung anheimgefallen?“

„Lippstadt – Budnikowski, das ist kein Ding, dies ist eine Schlafmaske, die den Schlaf eines verschnupften Bären fördern soll und dies auch tat und tut, solange ein Hase nicht permanent rumquasselt. Und vergessen sollten Sie des weiteren nicht, daß wir uns weiterhin auf der Flucht befinden, weil Sie vor Wochenfrist unbedingt eine Dampframme reiten mußten, um mit dieser dann die Karosse eines strullenden Ministerpräsidenten zu beschädigen, weshalb wir nun…“

„Herr Bär, sind gerade erst gesundet und sollten vielleicht…“

„Wenn ich mich aufrege…wer ist diese Maid?“

„Wer?“

„Die Maid hier, hinter Glas, die schläft!“

„Schneewittchen?“

„Quatsch!“

„Mir auch egal, denn ich muß raus!“

„Wohin?“

„Hinaus vor einen Fernsehapparat!“

„Aber wir wissen noch gar nicht, wo wir sind?“

„Bestimmt doch nicht im Tal der Ahnungslosen. Geräte gibt es überall. Und heute kann man Meister werden!“

„Ist unser Fauteuil denn nicht reine Freude für den Pöter? Bleiben wir in Ruhe sitzen, die Nachricht, wenn sie wichtig, sie dringt bestimmt zu uns!“

„Nein, hinaus, das muß ich. Erbäre Dich, sonst gehe ich allein!“

„Und was ist mit Schneewittchen? Und den roten Bögen? Fragen!!“

„Das kann an einem solchen Tage warten!“

„Da hab ich mir was angelacht. Nun denn!“

(Man erhebt sich. Erstmal vom Kissen runter. Der Rest ergibt sich.)

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Mehr wirre Buchstaben, der Bär mischt sich krächzend ein und die Karte mit den roten Bögen

Freitag, 20. April 2012 16:36

hecker04

(Und der Hase spricht. Was er da sagt, das weiß er nicht. Es ist ihm, als hätte er dieses wirre Gebuchstabe schon mal vernommen. Worte, fremd und vertraut, Worte, die sich zu ihm auf den Weg gemacht haben aus einer fernen, rauschenden Zeit. Und wie er dies so denkt, denkt er: warum nun bitte rauschend? Rauschend ist aber gar nicht so falsch, davon aber später. Zuerst die Worte, die aus Herr Lippstadt – Budnikowski dringen.)

„Schnuckl – dischnickl- dischnackl, schnuffl- dipuffl – dipiffl, schnipp – schnapp schnopp – schnupp schnuffl – dipuff. Babbl – dibobbl – dibubbl – dibu, babbl – dibabbl – dibobbl – dibi, bobbl – dibabbl – dibibbl – dibu, hieps pieps huups puups poppel – dipu. Schnorzl – dipirzl – diporzl, schnirzl – diporzl – dipirzl, schnurzel purzel pirzel- dipoo. Babbl – dibobbl – dibubbl – dibu, babbl – dibabbl – dibobbl – dibi, bobbl – dibabbl – dibibbl – dibu, hieps pieps huups puups poppel – dipö.“

„Dipu!“

„Wie bitte?“

„Poppel – dipu, Herr von Lippstadt – Budnikowski, poppel di pu. Poppel di Pö wäre dann der Abstrusativ. Diesen jedoch wendet man nur an im Rahmen festlicher Ansprachen.“

„Aha! Doch, was ist mit Ihrer Stimme? Schön, daß sie zurückgekehrt, doch verglichen mit der ihrigen erschiene mir heute selbst die Stimme des ehrenwerten Herrn L. Cohen wie ein glockenheller Sopran.“

„Damen sind wir nicht!“

„Tenor, Tenor, gewiß. Doch was sind dies für Worte und woher wissen Sie, daß pu statt pö?“

„Hier, sehen Sie die Karte? Sie sind notiert! Die Worte!“

„Ah! Ja! Und die Roten Bögen?“

„Sind vorne drauf!“

„Auf der Karte!“

„Auf der Karte! Und fragen Sie mich jetzt bitte nicht, wo und was und ob ich schon mal…“

„Gerade eben dies lag mir auf der…“

„Dann lassen Sie es dort liegen! Auf der Zunge, nehme ich an!“

„Herr Mahler, wir sitzen auf weichen Fauteuil, ruhen wir noch ein wenig, bis Ihre Stimme glockenhell, wieder! Ich gehe nun den morgigen Spielplan durch und weide mich an Hoffnung.“

(Vor dem Auge des Hasen wird es schwarz – gelb, vor dem Auge des Bären schwirren die letzten Punkte des Fiebers der letzten Nächte. Das Wochenende kann kommen. Doch wohin?)

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Als des Bären Stimme bricht, muß der Hase ran!

Donnerstag, 19. April 2012 9:50

hecker03

(Unruhige Nacht. Gliederschmerzen. Kein Atem. Auf der Brust sitzt der grinsende Alb und klopft Steine auf das fiebernde Hirn. Es singt aus dem schwitzenden und sich wälzenden Bären. Der Hase stellt sich schlafend. Er ist mal wieder aufgeregt, wie immer an fremdem Orte und verpassen will er auch nichts. So singt der Bär.)

„Abbl – dibabbl – dibubbl

Schnuppl – dipuppl – dipappl

Schnappl – pappl

Schnuppl – dipu.

Abbl – dibabbl – dibubbl

Schnuppl – dipuppl – dipappl

Schnappl – pappl

Schnuppl – dipu.“

(Und Lippstadt – Budnikowski beschleicht eine Ahnung. Wie wenn man von Agenten verschleppt? Wie wenn dies ein Code, Bärenbotschaften an jemand, der hier auf ihn wartet? Ein Auftrag? Dann bricht die Stimme des Bären. Stille. Doch im Hasen, da rumort es schon.)

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“Wir sind noch da, doch bitte wo?”(Originalton)

Dienstag, 17. April 2012 23:08

hecker02

(Der Koffer öffnete sich. Was geschah davor? Bremsgeräusche. Flüche. Stiefel, die eine Holztreppe hinaufpolterten. Mehr Flüche. Es wurde wärmer. Als der Koffer sich öffnete. Dann? Ein neuer Raum. Beheizt. Beleuchtet. Das war doch was. Es wurde erwacht. Man blickte herum. Karge Sätze. Kein Echo.)

„Wo wären wir nun, Herr Mahler?“

„Wahrscheinlich da, wo wir sind, Lippstadt – Budnikowski!“

„Ach was! Früher war mehr!“

„Von was?“

„Von allem!“

„Ich hätte da einen Reim für Sie!“

„Oh Bär, her! Damit!“

„Morgen! Im Kofferraum zog es. Ich bin verschnupft! Und die Müdigkeit!“

„Nein, Mahler, nicht schon wieder!“

(Der Bär schläft ein. Mal wieder im Neuen Jahr. Er murmelt eine Melodie. Für und vor sich hin. Bis morgen dann.)

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„Wir können nicht viel mehr sagen, als daß sie noch leben! Beide!“ (HR 3 am Feierabend)

Montag, 16. April 2012 21:59

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(Zwei flüchtige Daumen im Polarwind und ein hilfsbereiter Wagen hatte gestoppt an diesem Rasthof am Rande Hessens. Volker Rotnase und Roland Blaßschnabel erinnern sich gewiß an diesen Ort. Pscht! Ok, keine Details, auch nicht zum Wagen, der stoppte. Nicht die Marke, nicht die Farbe, nicht das Kennzeichen, nicht die Bohne. Mahler und Lippstadt – Budnikowski wollen auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Der Fahrer – auch hier keine weiteren Hinweise – tippt sich an die Stirn und verfrachtet die Flüchtigen in seinen Koffer. Er werde von Buffi Rotnase bezahlt, zumindest indirekt, läßt er die zwei Dampframmenfahrer wissen und dies habe nun mal Konsequenzen. Im Koffer ist es weich und warm, aber auch dunkel. Der Bär liebt das. Der Hase muß sich da noch dran gewöhnen. Man fährt Richtung Süden. Trotzdem wird es kälter. Seltsam!)

„Mahler?“

„Grrng!“

„Mahler? Schlafen Sie.“

„Nein und Schnauze!“

„Bitte nicht schon wieder! Der Winter ist vorüber!“

„Vier Grad Celsius!“

„Aber nicht im Koffer!“

„Gott sei Dank, Deckel zu und noch ein Wort und Sie laufen!“

„Verstanden!“

(Ruhe kehrt ein. Reifen rollen. Nur: wohin?)

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Wenn zuviel zusammenkommt, kann es sein, daß man die Flucht ergreifen muß und dann?

Samstag, 14. April 2012 16:00

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(Warum – in Dreiteufels Namen auch – muß genau in dem Moment, als die Herren Mahler und Lippstadt – Budnikowski die Kontrolle über die Dampframme unter ihren euphorisierten Hintern verloren hatten, das Dienstfahrzeug des hessischen Ministerpräsidenten, welcher in der Kleinen Häßlichen Stadt wohnt, wogegen es keinerlei Einwände gibt, auf dem Gelände der Baustelle am Rande der Brücke halt machen, da der Herr Ministerpräsident, auf der späten Heimreise von einer getränkeintensiven Geburtstagsfeier eines Parteifreundes, dem internen Drucke sich nicht weiter aussetzen will, er also im Schutze der Finsternis seine Heimatstadt mit kräftigem Strahle begrüßt, warum muß justament dann die herrenlose Dampframme sich in den Dienstwagen des Ministerpräsidenten bohren und nicht in eine der dummen Europaletten, in einen der etlichen Haufen Bauschutt oder ins Gebüsch? Nein, dies besser nicht, weil so ist es schon schlimm genug. Mahler und Lippstadt – Budnikowski hatten es gerade noch geschafft, sich in einer Art Metallrohr zu verstecken. Man fand sie nicht, doch der Schreck und die frostigen Temperaturen dieser Aprilnacht am Ende des Dreizehnten und Freitags im April Zwozwölf ließen sie auch noch am nächsten Morgen in diesem Rohre verharren. Das war der Moment, als das Blaulicht seine Aufwartung machte.)

„Wer hatte die schwachsinnige Idee mit Bagger und Dampframme und Liefern und dem ganzen Krempel, verflixt und Bein dran genäht?“

„Pscht, bitte, Mahler, nicht so laut.“

„Ja und jetzt Zähneklappern und Klemmhintern, Hase!“

„Sie sitzen mit im Rohr!“!

„Das müssen Sie mir nicht erklären! Da kommt einiges zusammen! Sachbeschädigung! Landesfriedensbruch! Majestätsbeleidigung! Die Kosten der Therapie wegen der zu behandelnden Verhaltung des Ministerpräsidenten! Fünfstellig! Und nun?“

„Ab sofort sind wir auf der Flucht!“

„Nä!“

„Doch!“

(Die Polizisten hatten das Gelände abgesucht. Doch das Versteck der Herren, es blieb unentdeckt. Das Gefährt der Staatsdiener rollt von der Baustelle. Der Ministerpräsident telefoniert mit dem Chef des Fuhrparks der Landesregierung und versucht sich an einer Erklärung. Der Hase und der Bär machen sich auf in Richtung Autobahnauffahrt.)

„Hase! Den Daumen in den Wind!“

„Wie!“

„Trampen! Hitchhiken! Roadhouse Blues!“

„Geil!“

(Im Westen geht die Sonne unter. Zwei Freunde und so weiter.)

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Da heute die Welt leider nicht untergegangen ist, machen Bär und Hase selbige vorsorglich platt

Freitag, 13. April 2012 19:30

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(Der Bär schaut nach, ob der Tank gefüllt ist. Der Hase sucht und findet den Anlasser. Die, welche die hier herumstehende und herrenlose Gerätschaft verantwortungsvoll bedienen sollten oder könnten, sie sind nicht da. Warum? Fragt sie doch! Streik? Ferien? Analfisteln? Mentalfisteln? Die falsche Regierung? Gar keine Regierung? Kein Plan? Zu viele Pläne? Egal. Sie sind nicht da. Die Dampframme springt an.)

„Lippstadt – Budnikowski, eine Frage nur und weil es mir schwindelt: wo ist der Tachometer?“

„Mahler, diese Frage stellt sich nicht an einem Freitag wie diesem.“

„Davon gibt es dieses Jahr ganze drei.“

„Dreizehnte Freitage?“

„Drei solche Freitage!“

„Nun denn, Tachometer, so weit ich sehe, ist keiner vorhanden.“

„Bremsen?“

„Da sagen Sie was!“

„Antwort?“

„Eher nicht!“

„Konsequenz?“

„Wer errichten will, macht erst mal platt. Und vertaut…“

„Vertraut, meinen Sie?“

„Nein, richtig gehört, vertaut seine Hoffnungen am Kai seiner Illusionen. Man nennt es das Hoeneßprinzip.“

„Da haben Sie aber einen richtigen Bolzen ausgegraben!“

„Weia! Greilich! Äh! Freilich, Freia!“

„Das versteht doch wieder niemand, was Sie hier assoziieren, Hase!“

„Vom Bären lernen, heißt….“

„Bremsen Sie doch bitte!“

„Ach was!“

„Wobei, der Eigentümer dieses Automobils war mir schon immer ein Dorn im Bärenauge. Geben Sie Gas!“

„Mahler, jetzt würde ich gerne mal bremsen…“

„Lassen Sie mich ein lautes Yiehaa ausrufen, während dieses Blechding unter unserer Dampframme kollabiert.“

„Mahler, sehen Sie das Gefährt, welches sich dieser Baustelle nähert?“

„Sie meinen das Blau – Silberne da hinten?“

“Uff!”

(Ein gewagter Sprung zweier Plattmacher hinab vom Gefährt. Die Dampframme hüpft allein gelassen über mittelhessischen Asphalt und beschädigt ein fremdes Automobil. Blaulicht funkelt. Weia! Ein trunkener Bauarbeiter wankt an seinem Arbeitsplatz vorbei und wundert sich. Wer hat denn da schon wieder was verbockt? Es gibt Tage, da hat wer Pech. Sagt man!)

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Von Lippstadt–Budnikowski – noch berauscht – übersieht eine nicht unwichtige Warnung

Donnerstag, 12. April 2012 12:47

2012_015

(Die Nacht war vergleichsweise milde gewesen. Und aufgeputscht. Vor überfüllten Lokalen und Wettstuben drängten sich die männlichen Menschen. Die meisten erfreut. Der Lütte Stan – vom Naturell her eher ein nervöser Typ – fand nicht den Schlaf. Immer und immer wieder versuchte er einen heranfliegenden Kiesel mit der Hacke unter die Europalette zu lenken. Auf der Europalette schlief der Bär. Der abgefälschte Kiesel trifft gegen sechsuhrfünfzehn den Schädel des Schläfers. Davon erwacht man.)

„Autsch!“

„Mahler hält die Meisterschaft fest. Zu achtzig Prozent.“

„Der Wahnsinn tanzt schon vor Tau und Tag. Geben Sie Ruhe, Lippstadt – Budnikowski.“

„Auf, Bär, auf! Das Große Gelbe Ding wartet.“

„Pöhlereiquatsch!“

„Unsinn, dann wäre es ein Großes Gelb – Schwarzes Ding! Nein, Mahler, werden wir Speerspitze, sind wir Aufbruch, beginnen wir zu liefern und zu gestalten, nehmen wir in die Hand, was in Agonie danieder liegt, sind wir Teil, sind wir Tat, sind wir Stadt, sind wir Bürger! Schauen wir landesweit in die Gärten! Ärmeln wir den Krempel hoch! Reisen wir ein ins verbotene Land Tuwat, bauen wir auf der Stelle und die Ketten werden rotieren, die Schaufeln tanzen und der Bagger wird leben! Ha!“

„Sie gestatten, daß ich einmal einatme?“

„Ausatmen, Mahler, ausatmen. Geben Sie Ihren kreativen Atem der Welt. Sie wartet darauf, genommen zu werden.“

„Sie entufern gerade, Hase!“

„Es vibriert in mir heute ein tiefes Bedürfnis, Spuren zu hinterlassen.“

„Werden Sie Pöhlereianleiter!“

„Baggerfahren sei mein Brevier!“

„Warning!“

„Warning?“

„Steht da!“

„Das ist Englisch! Das gilt nur in Großbritannien! Machen Sie mit?“

(Wie bringt man einen Bagger in die Gänge? Darüber nachdenken tun sie nun. Nach kurzer Zeit: Denkpause. Ein anderes Gerät hat die Aufmerksamkeit der zwei Herren auf der Baustelle am Rande der Brücke, die die Einkäufer in die Stadt und die Schauspieler aus der Stadt führt, erregt. Es handelt sich – so nannte man das früher  – um eine Dampframme.)

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Der Hase legt sich quer, während den Bären, der kein Morgen kennt, die Europalette pieckst

Mittwoch, 11. April 2012 18:19

2012_014

(Bißchen wärmer iss. Es quillt weiter in den Fußgängerzonen und die Langeweiler langeweilen sich nicht. Man kann wieder liberal wählen. Wird geschrieben. Heute ist ein guter Tag für Prognosen. Wie immer eigentlich. Jetzt iss sogar noch etwas wärmer. Man muß nur ausreichend Buchstaben ausspucken, auf daß Zeit vergeht und das Thermometer arbeitet sich dann nach oben. Der Hase spricht zum Bären.)

„Wir machen ganz was Neues, Mahler!“

„Zuhören?“

„Ach was! Wir suchen nicht mehr, was vom letzten Jahr noch über.“

„Plötzlich!“

„Ja, vielleicht ist das ja schon verschimmelt oder abgelaufen oder wer hat es mitgenommen und dann sucht man und so weiter und findet nichts.“

„Und das ist frustrierend?“

„Vielleicht.“

„Sag ich doch seit Anfang Zwozwölf.“

„Aber Sie wollten doch jetzt auf diese Baustelle, Mahler!“

„Ja, natürlich!“

„Ja und?“

„Mensch Budnikowski, ich hätte auch nach Tirana, ins Nagelstudio oder auf die Toilette wollen können!“

„Da vorne ist so ein Dixie – Ding!“

„Zuhören!“

„Ja, müssen Sie jetzt oder nicht?“

„Zuhören!“

„Soll ich jetzt für Sie weitersuchen?“

„Wollten Sie nicht nicht mehr suchen?“

„Ach ja, vergessen schon wieder!“

„Sehen Sie!“

„Was?“

„Hier, was vor unserem Auge sich so gerümpelt!“

„Gestapeltes, Scheingeordnetes, Dixieklo, Bagger. Was sehen Sie?“

„Eine Baustelle als Dauerausstellung des Guten Willens hat doch was!“

„Was?“

„Aufschub. Versprechen. Gutes Gewissen.“

„Geld verbrennen.“

„So lange es nicht Mainz.“

„Die steigen nicht ab!“

„Wir jedoch sollten nun von dieser Europalette absteigen. Naßkalt am Pöter und Splitter auch.“

„Ich kann die rausziehen, Mahler.“

„Hände weg, Hase.“

„Ich hab eine Idee!“

„Ach, Du grüne Neune!“

„Das Große Gelbe Ding?“

„Ich habe es geahnt!“

(Ein Tag macht sich allmählich bereit, seinen abendlichen Höhepunkt zu feiern. Kirchglocken durchforsten den Äther. Schauspieler gehen an der Baustelle vorbei, über die Brücke, zum Schlachthof. Dort wird probiert. Der Bär und der Hase haben dafür keinerlei Verständnis. Brauchen sie auch nicht zu haben. Wer am Leben vorbei lebt, stirbt trotzdem nicht. Strafe genug.)

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Heute hat der Bär Magen und er möge bitte niemandem die Schuld in die Schuhe schieben

Dienstag, 10. April 2012 16:02

2012_013

(Eine Baustelle am Rande der Brücke, welche in die Innenstadt führt. Immer noch Osterferien. Leider. Das Umland scharrt ungeduldig mit den Reifen und fordert Einlaß in die Kleine Häßliche Stadt. Man muß unbedingt noch was einkaufen. Morgen geht doch die Welt unter. Hat das nicht auch der Grass gesagt? Fragt mal die Piraten! Der Bär jedenfalls hat Magenweh.)

„Und? Was gefunden, Mahler?“

„Ich suche doch gar nichts! Ich habe lediglich etwas verloren!“

„Ja was denn?“

„Meinen Mageninhalt!“

„Keiner hatte Sie aufgefordert, das gesamte Mitbringsel zu vertilgen!“

„Wenn es aber so gut schmeckte!“

„Man soll sich nicht von seinem Ranzen versklaven lassen!“

„Mir ist kalt.“

„Ach was! Was aber nun, um dem tieferen Sinn unseres morgendlichen Ausflugs bei Temperaturen knapp über null zu begreifen, tun wir auf einer Baustelle?“

„Inspiration und Prinzip!“

„Also doch etwas suchen!“

„Nein, etwas finden!“

„Ja, wie denn nun?“

„Etwas finden, falls es da ist!“

„Und wenn es dann nicht da ist?“

„Dann danach suchen!“

„Und was ist mit ihrem Mageninhalt?“

„Den muß ich nicht finden, den hatte ich schon, sogar in mir. Ich bin ja schließlich keine Kuh und käue wieder! Was fott iss, iss fott!“

„Aber riechen tut es schon noch!“

„Das läßt sich nicht verhindern, aber ich muß es ja nicht vor lauter Rührung in Bernstein gießen oder giessen lassen.“

„Mit Doppel – Es oder Eszett?“

„Es gibt keinen Grund, anläßlich der Tatsache, daß vor hundert oder dreizehn oder vierunddreißig Jahren mal eine Eszettschnitte auf einem Pausenbrot lag, in Tränen der Rührung auszubrechen, Herr von Lippstadt – Budnikowski. Was macht Ihr Nervenkostüm?“

„Klemmt etwas im Schritt, müßte im Bund etwas weiter gefaßt werden und die Lederhose ziehe ich besser aus! Übermorgen wissen wir, ob es noch paßt! Zurück zum Thema! Was macht die Ablage?“

„Ablage?“

„Ja, letztes Jahr, kurz vor dem Einschlafen, haben Sie da was abgelegt, niedergeschrieben, abgefaßt, eine Art … na ja… dings… ja, sagen Sie doch gleich…“

„Plan?“

„Ja… eben… dies… also, Sie haben doch… oder etwa…?“

„Hab ich vergessen!“

(Man beginnt über Baustellen nachzudenken. Es gibt sie. Immer und überall. Und über Ablagen. Soll es ja auch geben. Sogar Karteikarten. Jetzt wird es etwas wärmer. Die Stadt quillt über. Mein Gott, ist das langweilig.)

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