Beiträge vom 12. August 2010

Freies Feld, ein Hut und das Tröten der Ratgeber

Donnerstag, 12. August 2010 19:38

menschliche vuvuzela

(Hinter der Bühne entspannt sich ein kleiner Disput. Dadurch verzögert sich ein Auftritt.)

„Und das, was ist das mein lieber Herr von Lippstadt-Budnikowski?“

„Das ist ein Hut, Herr Mahler!“

„Das sehe ich. Und wer soll dieses Ding bitte auf seinen Kopf setzen?“

„Sie! “

„Warum?“

„Zum einen: als Kostümbildner fordere ich ein Mindestmaß an kreativer Freiheit und zum zweiten: der Suchende Bär bricht auf und durchquert eine extrem heiße Ebene, Salzwüste, oder Steppe oder so und da schadet eine Kopfbedeckung nicht.“

„Freies Feld, mein Lieber, freies Feld lautet die Szenenbeschreibung. Von extremen Temperaturen steht hier nichts.“

„Ich dachte halt, wo keine Bäume stehen und dann ist da noch  Sommer und die Sonne brennt. Russische Weiten zum Beispiel.“

„Wie sehe ich denn aus? Wie ein behaarter Champignon!“

„So ist die Eitelkeit Ihnen doch nicht fremd. Hören Sie, das Publikum ruft nach Ihnen. Schnell raus!“

„Wir sprechen uns noch! Welche Szene?“

„Die erste! Los! Raus!“

(Der Bär stürzt auf die Szene. Freies Feld. Grauer Himmel. So grau, daß man einen Nagel drein schlagen möchte, seine Badehose dran zu hängen. Im Hintergrund stürzt sich hinab ein grüner Schal aka der SMARAGDFALL. Eine seltsam anmutende Figur erwartet den Bären, der einen seltsamen Hut auf dem Schädel trägt. Es ist die Menschliche Vuvuzela – im folgenden DMV genannt. Sie beginnt zu sprechen. Laut. Sehr laut.)

„HIER! FREMDER! HIER! FRAG! ICH WEISS! ICH WEISS! DER WEG IST LANG, DER WEG IST SCHWER, WO GEHST DU HIN? WO KOMMST DU HER!“

„Hallo erstmal!“

„HIER! FREMDER! HIER! FRAG! ICH WEISS! ICH WEISS! DER WEG IST LANG, DER WEG IST SCHWER, WO GEHST DU HIN? WO KOMMST DU HER!“

„Wer sind Sie?“

„HIER! FREMDER! HIER! FRAG! ICH WEISS! ICH WEISS! DER WEG IST LANG, DER WEG IST SCHWER, WO GEHST DU HIN? WO KOMMST DU HER!“

„Sie sind sehr laut! Wissen Sie das eigentlich? Warum?“

„HIER! FREMDER! HIER! FRAG! ICH WEISS! ICH WEISS! DER WEG IST LANG, DER WEG IST SCHWER, WO GEHST DU HIN? WO KOMMST DU HER!“

„Wenn ich wüßte, wo ich hin soll, wäre ich wohl nicht hier!“

„HIER! FREMDER! HIER! FRAG! ICH WEISS! ICH WEISS! DER WEG IST LANG, DER WEG IST SCHWER, WO GEHST DU HIN? WO KOMMST DU HER!“

„Tja, dann zieh ich mal weiter!“

„NAH PEEH! KUN HEEAT! DAG LING! TOLKO SI GLUB DA; KAD BI SAM TRCAO; STIGO; BI TRECI!“

“Wie bitte?”

“WARUM FRAGST DU NICHT? WARUM STELLST DU KEINE FRAGEN? DU BIST SO BLÖD, SELBST WENN DU ALLEINE LÄUFST, KOMMST DU ALS DRITTER AN!“

„Ich weiß nicht, was ich fragen soll!“

„FRAGEN KOSTET NICHTS!“

„Doch. Überwindung! Und außerdem bin ich ein Bär! Bären fragen nicht! Und Sie sind zu laut!“

„GLUPAK! MAGARAC! Glupak! Magarac! glupak! magarac!“

(Hypertonischer Abgang DMV. Der Bär ist wieder allein. Es beginnt zu tröpfeln. Er ist ganz froh über seinen Hut. Er ärgert sich aber auch. Weil er nichts gefragt hat.)

„Was hat die jetzt gesagt? Glupak? Magarac? Ich versteh kein Wort!“

„Dummkopf! Esel!“

(Der Bär dreht sich um. Wer hat da zu ihm gesprochen? Niemand zu sehen. Er hört lediglich das Rauschen des SMARAGDFALLES.)

Thema: Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth