Beiträge vom 10. August 2010

Der leere Raum ist der Anfang! Sagt Peter und so auch Archibald!

Dienstag, 10. August 2010 7:13

konzeption2

(Eine Fensterbank. Man blickt nicht nach außen, man blickt nach innen. Intensive Gespräche seit Tagen. Knirschende Synapsen. Nahaufnahme.)

„Wenn ich Sie was fragen dürfte, Herr Mahler?“

„Welche Frage!“

„Wenn Sie etwas warten würden!“

„Nein! Sie verstehen nicht, Herr von Lippstadt-Budnikowski! Sinn und Zweck einer jeden Konzeptionsprobe ist doch das Stellen von Fragen. Also fragen Sie!“

„Huch! Diese Ungeduld! So kenne ich Sie gar nicht!“

„Psychologisieren Sie nicht rum! Zur Sache!“

„Ähem! Gibt es einen Text? Oder die Strichfassung eines Textes? Kurz und gut: eine irgendwie geartete Spielvorlage?“

„Nein! Weshalb?“

„Ich dachte, ich stelle die Fragen!“

„Die Künste erlauben nicht, beleidigt zu sein. Hören Sie den unsterblichen Peter Brook: ‚ Ich kann jeden leeren Raum nehmen und ihn eine nackte Bühne nennen. Ein Bär geht durch den Raum, während ihm ein anderer zusieht, das ist alles was zur Theaterhandlung notwendig ist.’ Dies sei uns Maxime!“

„Korrekt zitiert?“

„Eine ganz kleine Abwandlung gestehe ich ein! Was ich sagen will: Der Beginn unseres Ausflugs in die Gefilde der darstellenden Künste ist markiert, der Rest ist die Arbeit. Fünf Darsteller. Sie stehen im Zentrum. Nicht meine Hirnfürze.“

„Fünf? Wer denn noch?“

„Das Orakel, die Menschliche Vuvuzela und – wie bei jedem Roadmovie in Sachen Selbsterkundung – der Beelzebub.“

„Also eine Art Archibald Faust?“

„Übertreiben Sie nicht und spekulieren sich nicht auf die Rolle des Stan Mephistopheles!“

„Die Bühne?“

„Sie steht. Komplett. Sie werden überrascht sein. Packen Sie an Requisiten ein, was Ihnen einfällt, wir werden alles benutzen. Und die Karotten nicht vergessen. Wegen der Pausen!“

„Gerne! Eine Frage noch in meiner Funktion als Leiter der Öffentlichkeitsarbeit: Hat das Eröffnungsstück der Sommerseespiele Lausebach einen Titel?“

„Das Eröffnungsstück der Sommerseespiele Lausebach ist das gesamte Programm der Sommerseespiele Lausebach. Wir stehen erst am Anfang! Tradition kommt später.“

„Trotzdem: der Titel?“

„Sie erwischen mich auf der falschen Tatze. Das habe ich tatsächlich nicht bedacht! Vorschläge, Herr Dramaturg.“

„Von einem Bären, der auszog das Fürchten zu lernen? Mahler I? Dr. Mahler und Mr. Lippstadt-Budnikowski? Die Leiden des jungen Mahler? Der zerbrochne Bär? Am silbernen See stellt sich Mahler eine Frage und bekommt eine Antwort? Archibald und die sieben Fragen? Macbärth? Wen die Wunde prägt?“

„Das abbe Bein?“

„Warum nicht!“

„Das abbe Bein sucht den Guten König?“

„Etwas gewagt! Und sperrig, wenn ich das als Dramaturg bemerken darf!“

„Nehmen wir es als vorläufigen Arbeitstitel! Wir müssen!“

(Man packt und bittet Ernst Albert um eine kleine Mitfahrgelegenheit. Er ist ja schließlich Hauptsponsor der Sommerseespiele Lausebach. Eva Pelagia überreicht die Karotten. Dann Aufbruch Richtung Festspielwiese.)

Thema: Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth