Beiträge vom 14. August 2010

Der Fremde Freund erscheint, handelt sich Ärger ein mit der Regie und wird dann gefragt

Samstag, 14. August 2010 21:42

auftritt fremder freund

(Bevor die technischen Probleme bis ins Detail ausdiskutiert werden, springt der Lütte Stan mit einem beherzten Hasensatz auf die Bühne. Dem Bär ist es recht. Er hat keine Lust zu streiten und es ist Zeit für eine erste Möhre. Draußen deklamiert nun der Fremde Freund – im folgenden ff. – seinen einführenden Monolog.)

„Ich salutier den werten Schauern!

Wenn einer wissen will genauer,

Wer ich und was die meine Rolle

Und was ich hier berichten wolle,

Dem sei in knapp gereimten Sätzen

Die, hoff ich, wisst Ihr all zu schätzen,

Vermeldet, daß ich bin die Kraft,

Die auf der Szen’ Verwirrung schafft.

Ich bin der Freund, der bleibt Euch fremd,

Ich trage weder Hos noch Hemd

Und was ich rate oder mein,

Im selbem Atemzug vernein

Ich’s, und tu dies mit Recht.

Die Welt ist bös, die Welt ist schlecht.

Und alles was ich sag ist vage,

Drum bester Bär komm her und frage!

Ähem!

UND ALLES WAS ICH SAG IST VAGE,

DRUM BESTER BÄR KOMM HER UND FRAGE!!!“

(Dies wäre des Bären Stichwort gewesen, allein der Bär tritt nicht auf. Die Möhre schmeckt so gut. Der Hase extemporiert.)

„Also:

Ein jeder Satz von mir ist Rätsel.

Ich mach aus Deinem Hirn ne Bretzel,

Oder vielleicht ein Laugenweck.

Ich wünscht ein Bär käm um die Eck

Und täte mich was Rechtes fragen.

Ich kann das Stichwort noch mal sagen:

Das alles was ich sag ist vage,

Drum bester Bär komm her und frage.“

(Pause. Dann geht es mit ihm durch.)

„Hömma, dat geht mich getz gewaltig anne Nerven, Du Heiopei. Ich könnte schön auffe Chaiselonge sitzen, wat Rohkost knabbern unne DFB-Pokal inne Flimmerkiste betrachten tun, aber nee, da laß ich mich breitschlagen fürre brotlose Mimenkunst, und dann iss der Herr Bär, der angeblich dat Kulturerbe vonne Aufrechtgehers mitte Suppenkehle eingelöffelt hat, nich inne Lage sein Stichwort in seine Gehörgänge zu kriegen und seinen Bärenpöter auffe Bühne zu schleifen. Also, dat glaub ich doch nich!“

(Das Publikum ist höchst amüsiert. Szenenapplaus. Man freut sich immer am meisten, wenn was schiefgeht. Herr von Lippstadt-Budnikowski errötet ob der unerwartet positiven Resonanz. Neben ihm steht der Bär.)

„Werter Kollege, wenn Sie Ihre Publikums- und Kollegenbeschimpfung beendet haben, würde ich mich freuen, wenn wir die Szene zu Ende spielen könnten. Im übrigen ist der Abend nicht als Komödienstadel konzipiert! Sie wissen, was ich meine?“

„Nee! Aber dat werden der Herr mir wohl gleich verklickern tun!“

„Die dialektische Färbung!“

„Hömma Protti, hinter die Bühne die Pausenkarotten reinschieben tun un dann am rummoppern. Ja lüg ich denn!“

„Verzeihen Sie, aber ich spreche gerade in meiner Funktion als Regisseur.“

(Unruhe im Auditorium. Die Raben krächzen und drohen mit Raub der Abendkasse. ‚Könnt Ihr das nach der Vorstellung unter Euch ausmachen?’ ‚Weiter! Oder sei ihr Ballack und Lahm?“ Die Mimen schauen verdattert. Dann geht es weiter.)

„Und alles was ich sag ist vage,

Drum bester Bär komm her und frage.“

„Ich stehe hier und muß gestehen,

ich weiß nicht, wohin soll ich gehen,

obwohl ein Ziel mir ward genannt.

Bist Du ein Freund, mir nicht bekannt?“

Thema: Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth