Beiträge vom 5. September 2010

Und dann war schon wieder alles rum und die Sommerseespiele Lausebach 2010 Historie

Sonntag, 5. September 2010 20:51

applaus

(Zögerlich und recht spärlich tröpfelnd erhob sich der Applaus aus den Reihen der Schauer. Man war sich nicht wirklich sicher. War es das? Das Ende? Die Bisamratte und ihr dreibeiniger Onkel zogen an mit dem Geklatsche. Sie waren müde und der Onkel hatte Phantomschmerzen im fehlenden Bein. Man wollte einfach nur nach Hause. Die Schwanenfamilie und ihre adoptierten Nilgansküken waren verunsichert. Man hatte eher etwas Leichtes zum Sommerausklang erwartet, eine Komödie mit Happyend und Patchworkfamilie oder ähnlichem Pilcherkram. Und jetzt? Verwirrendes, Orakel und zum Schluß ein schlichtes „Gute Nacht“? Seltsam! Ein dezentes Flügelschlagen schenkten sie dennoch der Kunst. Man konnte also nicht sagen, daß der Saal kochte und sich vor Begeisterung überschlug. Doch als den siebenundsiebzig Raben wieder einfiel, daß ja der Beelzebub eine nicht unerhebliche Rolle in dem so eben zu Ende gegangenen Spektakel gespielt hatte und sie daraufhin ihre insgesamt einhundertvierundfünfzig Schwingen gegeneinander schlugen und außerdem noch ein begeistertes Krächzen folgen ließen, war der Moment gekommen, in dem sich bei Archibald und dem Lütten Stan, die sich vorne an der Rampe brav verbeugten, so etwas wie Erleichterung breit machte. Man begann sogar miteinander zu tuscheln, obwohl dies der offizielle Mimenknigge strengstens verbietet. Nur Rampenschweinchen und eitle Zuneigungsbettler quatschen bei diesem Ritual des Dankes der Schauer an die Akteure. Doch sei es drum, sie sind ja noch Anfänger, die zwei Beiden.)

„Wer macht die Ansage, Herr Mahler! Du?“

„Wie? Was? Was war denn ausgemacht?“

„Nichts!“

„Jetzt lügen Sie aber, Herr von Lippstadt-Budnikowski!“

„Hier? Auf der Bühne? Niemals!“

„Gut! Dann macht die Ansage der Neue Chef der Öffentlichkeitsarbeit!“

„Wer ist denn das?“

„Der, der dumm fragt und der gerade zur Verfügung steht: also Sie!“

„Wären wir nicht an heiligem Orte, würde mir ein böses Wort aus den unschuldigen Lippen rutschen, Herr Mahler!“

(Das Publikum hat inzwischen, von den Mimen unbemerkt, seine Beifallsbekundungen eingestellt. Zwischenrufe sind zu vernehmen. „Gehört das Gemurmel noch zum Stück? Dann würden wir es auch gerne hören!“ „Wenn es dann wirklich mal zu Ende ist, kann man ja vielleicht ein Schild hochhalten! Wäre zumindest kundenfreundlich!“ „Oder einfach das Licht ausschalten! Dann weiß man Bescheid.“ Der Bär schiebt den Hasen also ein Stück näher an die Rampe. Mit liebevoller Gewalt, wie das Chefs eben gerne tun, wenn ihnen nichts anderes einfällt. )

„Ja, erstmal Danke. Sag ich mal. Wir freuen uns über alles, also über Sie und wir danken Ihnen auch fürs Kommen und Klatschen. Ja! Und dann soll ich noch sagen, das heißt, ich will es und freue mich auch sagen zu können: wir haben es gewagt und dann gemacht! Also die ersten Sommerseespiele Lausebach 2010! Und nächstes Jahr, also ob wir nächstes Jahr nochmal, dazu möchte jetzt der Erfinder und Spiritus rector der Festspiele, Herr Archibald Mahler, darstellender Bär vom Brandplatz, auch noch was sagen. Danke und bitte schön.“

(Der Lütte Stan tritt hinter seinen Chef zurück. Der wiederum sendet einen kurzen Satz an seinen Partner.)

„Wir sprechen uns noch, Du Schweinepriester!“

(Nun zum Publikum, lächelnd selbstredend, etwas verkrampft lächelnd, aber: lächelnd.)

„Ich möchte es kurz machen: Wir kommen wieder, keine Frage. Und jetzt kommen Sie gut nach Hause, bevor Freiherr Gottfried von Herbst das Fräulein Else Sommer endgültig vom Acker jagt. Und Hunger hab ich jetzt auch und noch was: ohne meinen kongenialen und Gott sei Dank im richtigen Momenten renitenten Partner, den ehrenwerten Herrn von Lippstadt-Budnikowski zu Datteln hätte ich das Ganze nicht gebacken bekommen. Danke und Tschühüß!“

(Schwer fällt eine Bärenpfote auf die schmalen Schultern des Lütten Stan. Umarmungen. Feuchte Äuglein. Abgang der Schauer. Endlich. Auftritt Ernst Albert und Eva Pelagia mit den Premierengeschenken. Und natürlich den kritischen Anmerkungen. Weia!)

Thema: Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth