Beiträge vom 30. September 2010

Fische springen nicht, die Baumwolle wächst nicht mehr und Schluß mit dem einfachen Leben!

Donnerstag, 30. September 2010 16:19

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„Freiherr Gottfried von Herbst ließ die Nebel aus der Lahn an Land kriechen. Spinnennetze funkelten.“ Noch mal: „Freiherr Gottfried von Herbst ließ die Nebel aus der Lahn an Land kriechen. Spinnennetze funkelten. Leise klackerten die Früchte des Kastanienbaumes rhythmisch aufs Blech!“ Das stimmt so nicht. Again: „Freiherr Gottfried von Herbst ließ die Nebel aus der Lahn an Land kriechen. Spinnennetze funkelten. Leise klackerten die Früchte des Kastanienbaumes rhythmisch aufs Blech. Meinen Leib verläßt er nun: der Augenblick. Er wird nicht verweilen.“ Also, so geht das ja wohl gar nicht! Nimm Dich zusammen! Freeze! Jetzt: „Freiherr Gottfried von Herbst ließ die Nebel aus der Lahn an Land kriechen. Spinnennetze funkelten. Leise klackerten die Früchte des Kastanienbaumes rhythmisch aufs Blech. Meinen Leib verläßt er nun: der Augenblick. Er wird nicht verweilen. So schön war dieses Jahr jetzt auch wieder nicht.“ Mein Gott! Einen Versuch hast Du noch! Kneif die lyrischen Pöterbacken zusammen! Es reicht doch, wenn Dein Perfektionswahn keinen Humor hat. Also: „Freiherr Gottfried von Herbst ließ die Nebel aus der Lahn an Land kriechen. Spinnennetze funkelten. Leise klackerten die Früchte des Kastanienbaumes rhythmisch aufs Blech. Meinen Leib verläßt er nun: der Augenblick. Er wird nicht verweilen. So schön war dieses Jahr jetzt auch wieder nicht. Das Röckchen der Else Sommer: Selten ward es gelüpft!“

Bären dichten nicht oder reimen gar rum. Wenn sie dichten oder gar rumreimen, tun sie dies im Schlaf. Archibald schlief. Also dichtete er. Und reimte. Jedoch war ihm klar, daß es höchste Zeit war seinen frierenden Pöter wieder auf die beheizte Fensterbank in Ernst Alberts und Eva Pelagias Höhle zu setzen und den Schrottplatz rechter Hand der Lahn zu verlassen. Für immer? „Immer mußt Du übertreiben!“ Soweit war des kleinen Bären Bewußtsein schon fortgeschritten, daß er ab und zu seinem Unterbewußtsein eine kleine Rüge erteilen konnte. „Kann ich noch ein Gedicht?“ Das Unterbewußtsein war seinerseits so verfroren, daß es nicht in der Lage war zu antworten. Also dichtete Archibald noch mal. Für Else Sommer! Und den Sommer ohne Else! Einatmen. Ausatmen. „Sommer! Else lupft das Röckchen. Dann ist einfaches Leben angesagt. Fische springen rum. Hohe Baumwolle auch. Papa ist reich. Mama sieht total scharf aus. Kein Grund zu weinen. Und wenn es dann hell wird, singst Du ein Lied. Weil Mama und Papa auf Dich aufpassen.“ Archibald Mahler, Freizeitpoet, begann an der Dichtkunst zu zweifeln. Prinzipiell. Aber man kann solch einen Quatsch zumindest schön singen.

Dann ist er aufgewacht und herabgefallen. War es die überfrierende Nässe? Er hatte beschlossen gehabt, die letzte Nacht im Schrottplatz rechter Hand der Lahn auf der Stoßstange seines geliebten roten Simca zu verbringen. Der Schlaf war ein unruhiger gewesen. Normal! Unter seinem Pöter glitschte es plötzlich. Nacht rechts! Nacht  links! Dann war es passiert. Stop! Halt! Nicht wirklich! Kurz bevor es tatsächlich passierte, war Eva Pelagia zur Stelle. Und das ist, was sie sang: (…)

Thema: Draußen vor der Tür | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth