Beiträge vom 1. April 2011

ERDNUESSE, ERDNÜSSE, ERDNUEßE, ERDNÜßE UND VOM FASTENBRECHEN

Freitag, 1. April 2011 16:46

gruen2

(Herr von Lippstadt – Budnikowski aka der Lütte Stan ist froh, daß ab heute Abend wieder die Liga pöhlt, wo es um was geht und nicht nur freundschaftlich und gesamtdeutsch übers Gruene oder das Grüne getrabt wird. Also hat er sich vom Acker gemacht. A. M. bleibt alleine zurück und schaut konzentriert in eine Schüssel voller Arachis hypogaea. Er bemerkt nicht, daß ihm beim Denken zugehört wird.)

„Liebe Eßdinger da unten in der Schüssel. Wahrscheinlich ist dies das erste Mal in Eurem kurzen Leben, daß Euch ein Bär, der zudem Hunger hat, persönlich anspricht. Ich könnte mir vorstellen, Ihr liegt da Schale an Schale und bereitet Euch auf Eurer Ende vor, habt Euch wahrscheinlich schon längst mit diesem Ende abgefunden, da Ihr keine Aufrechtgeher seid, die, wären sie eine Aschantinuß, eventuell die Behauptung aufstellen könnten, eine Aschantinuß diene nicht dem Verzehr, sondern sei in erster Linie ein Dekorationsgegenstand. Was natürlich absurd ist. Aber ich möchte Euch oder auch Ihnen – falls dies angemessener erscheint – nicht verschweigen, daß mir heute so einiges durchs Bärenhirn geht. Noch vor wenigen Tagen wäre diese Schüssel schon längst geleert. Doch nun, da alle oder zumindest viele Aufrechtgeher um mich herum der Welt und so auch mir kundtun, sie hätten erkannt, daß es so nicht weiter gehe und es gäbe Zäsuren und Einsichten und jetzt aber Hallo, will ich auch nicht unreflektiert meine Zähne in Ihre oder Eure Schale bohren. Wobei natürlich bekannt sein dürfte, wenn ich Euch fresse, dann mit allem Drum und Dran. Jedenfalls geht es um das Verzichten. Also das Verzichten geht mir durch das Hirn. Nicht über das Denken denke ich nach und daß man darauf verzichtet. Das Tun ist es. Also daß man zum Beispiel auch mal zum Reformhaus läuft und nicht mit dem Porsche Cayenne hinfährt oder sein Mobiltelefon an den Dynamo vom Fahrrad anschließt oder jetzt die nächsten zwei Monate wartet bis es wirklich Erdbeeren gibt oder solche Sachen. Erkenntnisse. Ich möchte Teil einer Bewegung sein. Ich möchte nicht mehr ein einsamer, grübelnder Bär sein, ich möchte schwimmen mit dem Strome gleichgesinnter und fest entschlossener Aufrechtgeher – vielleicht nenne ich sie dann auch nicht mehr Aufrechtgeher, sondern eventuell Mitwesen, Co-atmer, Denkgenossen oder einfach nur: Die Familie! (Meine Welt? Deine Welt? Unsere Welt!) – und noch ein letztes Nachhaken, Ihr geehrten Eßdinger. So sagt mir doch, äße ich Euch nicht heute zum Beispiel, hätte ich dann soviel Verzicht geübt, daß ich Euch dann morgen? Vielleicht?“

(In der Schale unter Archibald Mahlers empfindlicher Nase macht sich Unruhe breit. Die Arachiae reiben ihren Schalen aneinander und murren vernehmlich. Auch sie denken nach. Und auch das kann man hören.)

„Liebe Bärennase, da oben über uns. Wahrscheinlich ist dies das erste Mal in Deinem Leben, daß Dich eine Gruppe von Kamerunnüssen, auf die Du zudem einen monströsen Appetit hast, persönlich anspricht. Eine Frage nur: Willst Du jetzt einen auf Aufrechtgeher machen? Willst Du jetzt vielleicht sogar noch darüber nachdenken, wie man uns präzise zu benennen habe? Erdnuesse, Erdnüsse, Erdnueße oder Erdnüße? Um vor aller Welt Dein feines und politisch exaktes und der jeweiligen Situation angepaßtes Gedenke zu feiern? Es wird Dir nicht gelingen. Man frißt uns. Und zwar gerne! Dies ist unsere Bestimmung. Unsere Laufzeiten sind nicht verlängerbar. Und ob Du oder Sie – falls dies angemessener erscheint – uns heute oder morgen frißt, dies ist uns so was von Potzrembel die Waldfee, daß Du das gar nicht glauben kannst. Also nicht vergessen: wenn der Aufrechtgeher in sich geht, dann denkst Du besser: APRIL, APRIL und des weiteren sagst Du Dir selbst: Guten Appetit! Leerer Magen denkt nicht gern! Hau rein, Alter!“

(Archibald Mahler, fast ein Fastenbär, riecht an einem Spanischen Nüssli. Köstlich! Er streichelt über die Schale: Es knistert. Vermehrter Speichelfluß! Und führe mich nicht in Versuchung! Wenn nicht ich, dann doch der! Malmende Zähne! Wohlgeruch! Ein Bär ist auch nur ein Aufrechtgeher! Vielleicht wählt er das nächste Mal wieder die Gelbe Partei. Dann muß man sich wenigstens keine Gedanken über Um- und Esslaute machen. Oder etwa doch? Sein Mobiltelefon klingelt. Ein Aufrechtgeher ist empört. Der Bär pfeift sich einen. Zeit in die Wälder zurückzukehren.)

Thema: De re publica | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth