GRUENER WIRD´S NICHT! (DU PENNER!)
Samstag, 16. April 2011 13:02
Die eine Hälfte der Aufrechtgeher hat es eilig, die andere Hälfte träumt gerne vor sich hin. Dies führt zu Konflikten. Gerne vor den rot oder grün blinkenden Masten, mit denen der Zweibeiner seinen sogenannten Verkehr regelt. „Grüner wird`s nicht, du (mit Bedacht kleingeschrieben!) Penner!“ Das ist das mindeste, was der Träumer zu hören bekommt, wenn er nicht prompt auf den Wechsel von rot nach grün reagiert und lustvoll und dynamisch beginnt wieder ein paar Liter Fossilsaft zu verbrennen mit seiner angebeteten Blechmilbe. Aber seit ein paar Wochen ist ja alles auf den Kopf gestellt im Reich der reichen, weißen und ach so nachdenklichen Zweibeiner. Nun bedeutet gruen nicht mehr wacker und unermüdlich nach vorne, nein es heißt innehalten, nachdenken, sogar stehenbleiben. Und was macht dann rot? Wird es abgeschafft? Quert man nun bei rot die Fahrbahn? Machen die meisten doch sowieso! Sind das dann die Neuen, die Bewußten Aufrechtgeher? Oder ist es jetzt egal, ob rot oder gruen leuchtet oder man schaltet die Masten aus, dann ist wieder alles schwarz? Ach, da ist ja noch das Licht in der Mitte, das gelbe. Also überall nur noch Mittellicht und jeder macht, was er für richtig hält? Wegen Aufklärung, Vernunft und so? Und wieder einmal stößt ein Bär an seine Grenzen. Wie jeder, der länger und intensiv über das seltsame Gebaren der Aufrechtgeher nachsinnt.
„Mein kleiner Freund, laß uns mal wieder runter ins Heckerland fahren. Da bauen sie gerade auf Wunsch der Eingeborenen eine Ampel, bei der das rote und das gruene Licht permanent und gleichzeitig brennen, eine Ampel, die zum Innehalten auffordert und zur gleichzeitigen Weiterfahrt, eine Ampel, die zum Sparen aufruft, zu einem Sparen aber, mit dem jeder weiterhin viel und noch mehr verdient, ein Ampel, die das was unter der Erde und was über der Erde und überhaupt alles eint. Eine Ampel 21 nach dem Streßtest sozusagen. Eine, vor der der Aufrechtgeher steht und das wird, was er gern wäre: ein aufgeklärter Citoyen. Schaun wir mal! Wir werden am Tage der Inthronisation dieses neuen, Welten rettenden Feldversuches vor Ort sein. Und Sushi essen. Pack Deinen Pöter ein und auf, gruener wird`s nicht! Ach ja und Glückwunsch noch. Gestern hast Du zum 250 sten Mal Welt geschaut. Wacker!“
Ernst Albert sollte heute abend im hiesigen Musentempel Premiere haben und tat noch einige Beruhigungsschritte im Botanischen Garten der Kleinen Häßlichen Stadt in Mittelhessen. Morgen ruft die Hauptsache Arbeit ins Heckerland. Und dort unten würde der ehrenwerte Herr Albert in einem Stadtteil wohnen, in dem die Aufrechtgeher bei den letzten Wahlen den gruenen Männchen sechsundfünfzig Prozent ihrer Stimmen verliehen haben. Und ein paar Straßen weiter, hatten dies sogar über siebzig Prozent getan. Gruener geht’s nicht, so gruen war früher nur rot und das fand damals kaum einer toll. Ernst Albert dachte nun, daß es eine gute Idee sei, dem Bären das mal zu zeigen. Außerdem hat er den Herrn Mahler gerne an seiner Seite, da unten im Ländle. „Auf, auf mein Freund!“ Der Bär rafft sich auf. Was soll man auch tun, wenn der Chef ruft? Er dreht sich einmal um die eigene Achse und verabschiedet sich in aller Form von den Bäumen, Blättern, Blüten, Steinen, Mooskissen und Pollennebeln, die in den letzten zwei Wochen sein Denken garnierten. Soviel Zeit muß sein, wenn etwas mal wieder zu Ende geht. Und dann fiel dem Bären noch dies ein:
Wind bewegt das Blatt.
Schöner Baum. Wie heißt er noch?
Gestern wußte ich es doch.
Thema: Draußen vor der Tür | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth