AUF MEINEM BALKON IN DER WIEHRE 06
„Und heute, Herr Mahler?“
„Sie meinen gestern, Herr Albert?“
„Huch, so spät schon!“
„Früh! Früh bitte!“
„Also?“
„Karfreitag war gestern.“
„Das heißt?“
„Macht der Aufrechtgeher auch mal Pause?“
„Wie meinen Sie das?“
„Da steigt dieses in Ehren und Pensionsanspruch ergraute Paar in die Straßenbahn. In Barbour gewandet. Festgeld gestählt. Die Abfahrt verzögert sich. Anschluß und Umsteiger. Das Paar wird ungeduldig hinter Sonnenbrillen. Die Wanderschuhe von Loewe scharren ungeduldig. Stimmung leicht gereizt. Er täuscht vor die Souveränität eines Autofahrers, der seit wenigen Wochen gerne öffentliche Verkehrsmittel benutzt. Vielleicht wechselt ja die Regierung. Sie hätte wohl lieber FDP gewählt. Es ist warm, fast schon heiß. Im Straßenbahnwaggon. Da spricht sie zu ihm.“
„Und was sagt sie zu ihm?“
„Das lehne ich ab, dieses unwürdige Warten!“
„Das sagt sie zu ihm?“
„Das sagt sie zu ihm!“
„Ist die Straßenbahn dann losgefahren, werter Bär?“
„Leider!“