DR. MAHLERS GESAMMELTE BÄNKE XVIII (KOPFLOSER ENGEL / KAPITEL ACHT)

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Und so geht die Geschichte weiter, die Archibald Mahler einfiel, als das Viech sein Bein hob:

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Podulski hatte Henriette gerade am Ort der vereinbarten Übergabe festgezurrt, als ein gellender Schrei die Nacht zerriß. „Liiiiiiebling!“ Podulski blickte hinter sich und sah Gisela Henriette Hellinger, barfuß, bekleidet lediglich mit einem weißen Nachthemd und ein riesiges Samuraischwert über ihrem Kopf schwingend, auf sich zurasen. Ein Racheengel, offensichtlich darauf aus alles an ihm begangene Unrecht gnadenlos zu bestrafen. „Elendes Schwein! Hände weg von meinem Herzblatt. Faß, Henriette, faß.“ Podulski spürte, wie sich die Zähne des aufgeregten Tieres in seinen Oberschenkel bohren wollten, verhinderte dies mit einem gezielten Schlag auf die breite Nase von Fräulein Stützerbach, schwang sich über das Eisengitter und duckte sich in dem Moment, als das Samuraischwert wenige Zentimeter über seinen Kopf rauschen wollte, hinter den schwarzen Engel. Die ganze aufgestaute Wut der Gisela Henriette Hellinger gab dem Hieb der Waffe eine solche Wucht, daß dieser mit einem sauberen Schnitt den Kopf des schwarzen Engels vom seinem Rumpf trennte, in dem Moment als Hellinger um die Ecke gestürzt kam und mit einem gewaltigen Hechtsprung seine Frau zu Boden warf und ihr die Waffe entwand. Der fallende Schädel traf Podulkis Hinterkopf und ihm wurde schwarz vor Augen. „Ich bring das Schwein um.“, waren die letzten wutverzerrt geschrieenen Worte, die er vernahm, bevor er in eine kurze Ohnmacht fiel und es heftig zu regnen begann.

Podulski kam zu sich. Er lehnte mit dem Rücken an einem kopflosen Engel, sein Schädel und sein rechter Oberschenkel schmerzten, seine Kleider waren durchnäßt und vor ihm hockte Ingo Wolfbeuel, den Kopf des Engels in den Armen und sagte: „Gruß von Deinem Chef. Jetzt stünde es 1:1, Du könntest Dir nächste Woche frei nehmen und Du sollst Dir zu dem abgeschlagenen Kopf eine schöne Geschichte für den Polizeibericht einfallen lassen. Ein Täter würde sich später schon finden.“ Podulski blickte in den nächtlichen Himmel der Universitätsstadt Gießen, rieb sich mit der rechten Hand den Nacken und sah wie sein Chef und dessen Frau, sie eine Boxerhündin an der Leine führend, er ein funkelndes Monstrum von Schwert in der Hand haltend, hinter Röntgens Grab in der regennassen Nacht verschwanden. Er dachte darüber nach, ob es vielleicht nicht doch besser wäre, den Bürojob im Bundeskriminalamt in Wiesbaden, dem man ihm kürzlich angeboten hatte, anzunehmen, als ihm Bingo Ingo mit windschiefem Grinsen eine angezündete Zigarette reichte. „Rauch erstmal, Herr Kommissar.“ Er tat, wie ihm befohlen. Nein, er konnte nicht nach Wiesbaden, denn wer sollte dann bei MITLIFEKRISE den Bass bedienen. Das konnte nur er, Gottes Fritz Podulski, Hauptkommissar bei der Kripo Gießen. Und Mann für die etwas spezielleren Fälle.

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So! Das war die Geschichte, die Archibald Mahler eingefallen war, als das Viech sein Bein hob. Jetzt ist es weg. Gut so. Pause erstmal. Aber auf dem Alten Friedhof gefällt es dem Bären. Er bleibt noch ein wenig. Archibald Mahler erhebt sich und macht sich auf zu einer neuen Bank. Bis morgen dann!

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Montag, 20. Juni 2011 8:12
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