Ein Mahler macht noch keinen Winter(schlaf) 06 J.W. von Mahler meets Jakob Kuno Lenz Edit 1

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„Da sitzen wir nun im Wald, von Mahler. Bei Ilmenau.“

„Ja, und an Winterschlaf ist nicht zu denken.“

„Die Temperaturen im zweistelligen Bereich!“

„Es schwindet der Schnee, die Bäche schwellen und die Körpersäfte sind irritiert.“

„Und dieser gewaltige Wind, dieses wilde Rauschen von oben und unten.“

„Astwerk wirbelt durch die Lüfte, Löffel einziehen, mein lieber Lenz!“

„Was halten Sie vom Aufsuchen einer schützenden Hütte?“

„Man sagt, dem Herrn Geheimrat seien hier einstens einige dieser Hütten zur Verfügung gestanden, um sein dichtendes Haupt vor Regen und umherfliegendem Astwerk zu schützen.“

„Verfügen wir über adäquates Kartenmaterial, von Mahler?“

„Fürchte, bester Dichterkamerad, uns steht nicht mehr zur Verfügung als Nase und Verdacht.“

„Was meinen Sie?“

„Ich muß unbedingt im nächsten Sommer wieder hierher fahren. Sehen Sie diese unglaublichen, man möchte fast sagen, Blaubeerplantagen. Und im Tale züchten sie Forellen.“

„Vergessen Sie mal eine Sekunde lang Ihren Wanst und geben Sie eine ungefähre Richtung an.“

„Gut, dann gegen den Wind. So treibt er, sollte er nicht drehen, den müden Wand’rer auf dem Rückweg kräfteschonend vor sich heim.“

„Darf ich in Ihrem Schatten wandeln, Herr von Mahler.“

„Wer tät dies nicht, mein hochgeschätzter Lenz.“

„Sie werden ja historisch.“

„Es läßt sich nicht vermeiden hier und Weimar ist nicht fern.“

„Gewiß, doch stürmt es und mich drängt es zu der Hütten hin.“

„Rasch einen Vers und wacker ausgeschritten.“

„Und wer beginnt?“

„Der fragt! Auf, unverzagt“

„Lieben, hassen, fürchten, zittern,

Hoffen, zagen bis ins Mark,

Kann das Leben zwar verbittern….“

„Und weiter nun, Herr Lenz, und weiter?“

„Es fehlt ein letzter Reim dem sinnenden Schädel!“

„Sind Sie ein Blödel? Nun hör Er, dies ist stark:

Aber ohne sie wär’s Quark!“

„Paßt, wackelt, sitzt mit Luft. Und unsere Nachwelt? Nu? Wem ordnet Sie das Werk dann zu!“

Behalten Sie’s, dann hat die wunde Seele Ruh’! Da, vorne, seht!“

„Der Schwalbenstein?“

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Samstag, 29. Dezember 2012 8:11
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