Beitrags-Archiv für die Kategory 'Pilka Zwelf'

Przepraszam, Pan Niemiec! / Nachts / Okt. 2014

Montag, 13. Oktober 2014 15:03

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Wir befinden uns in einem komfortablen Hotelzimmer in einer Stadt, in der sowohl der Geheimrat als auch der Lenz und – nie zu vergessen – der hochverehrte Herr Büchner einstens ihre Geister schulten, das Münster bestiegen – einer schwindelte mehr, ein anderer etwas weniger -  und gerne auch dem Edelzwicker ihre Aufwartung machten. Im Bilderschauapparat läuft tonlos eine Pilkerei. Nein: jenes doch nicht! RTL ist weit, weit weg. Drüben, da auf der schääl Sick des Rhin. Wo das Heckerland beginnt. Ici vor Ort auf Ronaldos Knie ein dicker Eisbeutel. Der Anschluß aber kommt zu spät. Fado forever. Jubel schallt aus der Lobby der Herberge durch die Liftschächte nach oben in die Zimmer. Die Einheimischen sind erleichtert. Ach, nur ein Freundschaftsspiel? Im Hintergrund trinken Ernst Albert und die wunderbare Eva Pelagia hochpreisigen und regionalen Schaumwein aus billigsten Plastikkelchen, – der Grund: eine Altersuhr trägt eine neue Ziffer – als es den Hasen von den Füßen haut, er sich in des Bären Schoß begibt, begeben muß, denn historische Hitzegewitter haben ihn gefällt. Hören wir rein ins Zwiegespräch:

„Przepraszam, Pan Niemiec! Ile to kosztuje? Ktora godzina? Prosze o pomoc?“

„Träumen Sie alp, Herr Zimmermann?“

„Nie rozumien, Baba!“

„Was ist los mit Ihnen, Hase! Das Fieber? Der Schaumwein? Herr Zimmermann, was nun?“

„Mam na imie Budnikowski! Kuno Budnikowski! I co usłyszeliście? Jebany: Kuno ‘Pilkator’ Budnikowski!”

“Ich verstehe! Sie reisen zurück in ihr ursprüngliches Ich!“

„Dziekuje, Baba!“

„Dzien dobry, Pan Budnikowski! Sie Zimmermann nennen zu sollen, das kam mir auch zugegebenermaßen immer extrem holprig über die Bärenlippentastatur.“

„Daß Träume solange brauchen, bis sie in Erfüllung gehen! Doppelweia! Der Ahn in mir hyperventiliert vor Freude! Dziekuje, Bog!“

„Wollen Sie jetzt etwa doch wieder mit der Pilkerei, Freund?“

„Ach! Quatsch! Der herrliche Moment! Nur Sekunden! Ein kurzer Flash! Die Nadel in der Vene! Etwas Glück! Nicht zurückgeschossen! Aber heute mal nicht Zweiter! Eine Frage aber?“

„Her damit!“

„Meinen Sie, ich sollte dem Ehrenwerten Herrn Ernst Albert die zwei Warschauer Hütten zum Ehrentag schenken!“

„Versuchen Sie es! Vielleicht freut er sich ja!“

Dann schloß der wiedergeborene Budnikowski (Gott sei Dank! Der Säzzer!) die Augen und träumte von seinem Traum, den er vor zwei Jahren geträumt hatte. Und er dachte noch: „Mein Gott, war ich jung damals im Jahre…“, als die Pranke des Bären sich seinem Rücken näherte. Wuchtig!

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Thema: Pilka Zwelf, Unterwegs mit Herrn Albert | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Dzien Dobdry revisited (tre) tres: Karamba!

Montag, 2. Juli 2012 8:53

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“Weia!”

“Mir ist jetzt noch schwindlig!”

„Herr von Lippstadt – Budnikowski, Taka – Tuka – Land ist nicht abgebrannt, kann aber fliegen!“

„Das hätte ich nicht erwartet, daß die Herren Iberer endlich so spielen, wie der meist germanische Bewunderer es in ihr in den letzten Jahren oft etwas öde Ballgeschiebe hinein interpretiert hatte. Soviel Tore haben die in den letzten drei Final – und / oder Halbfinalspielen nicht erzielt.“

„Wackeres, armes Italien! Was wohl der Bundesnagelkauer macht?“

„Man mag sich nicht vorstellen, was die Roten mit den Nutellaboys angestellt hätten am gestrigen Abend. Beeindruckend!“

„Keine kritischen Anmerkungen?“

„Fünfzig Prozent Jugendarbeitslosigkeit und Doktor Fuentes!“

„Gestern Abend auch?“

„Vielleicht sind sie ja als Kinder alle in den Zaubertrank gefallen. Egal! Es war ein großes Endspiel!“

„Wo ist Ihr Dialekt, Herr von Lippstadt – Budnikowski?“

„Bester Herr Mahler, aus mir spricht nicht mehr der Anhänger, sondern die Lok aka der Beobachter!“

„Stirbt aus, nicht wahr?“

„So ist das wohl! Kommen Sie mit nach Polen diesen Sommer?“

„Ich denke nach!“

„Ich mache mit!“

Thema: Im Philosophenwald, Pilka Zwelf | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Dzien Dobdry revisited due: KAIROS

Sonntag, 1. Juli 2012 15:19

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„Hömma, Mahler. Ich hab wat gelesen!“

„Ach? Während der Pöhlereifestspiele?“

„Glaubse nich, wat ich Dir erzählen tu. Kennse Kairos?“

„Gewiß. Die günstige Gelegenheit!“

„Aber tusse auch wissen tun, wat mit die Frisur vonnem Kairos anne Bedeutung veknüpft iss?“

„Sie werden es mir nun gewiß berichten. Voran denn, Herr von Lippstadt – Budnikowski!“

„Also vorne dran am Kopp, so inne Stirnpattien hat der Herr Kairos ordentlich wat an Haarpracht zu bieten, aber hinten anne Birne iss komplette Kahlrasur, weil wennse den Herrn Kairos auf Dich zukommen sehen tust, kannse ihn am sprichwörtlichen Schopfe packen und wennse das nicht packen tust mit dem Packen und dann iss er an dir vorbei, iss hinten nix mehr, et rutschen Deine nachtrauernden Griffels inne Leere namens Pustekuchen und dann kannse nur mehr rummoppern und et  Gomezgesicht mit die wohlgerichtete Coiffeurkunst inne Linse halten. Peching, sach ich mal!“

„Sie meinem weniger Masterplan, mehr Bereitschaft?“

„Mit Hingabe kannse dat auch bezeichnen tun! Wat hat der Herr J. Miezekätzchen auffe taktischen Tafeln hingekritzelt? ‘Hunger nach dem Gipfel’. Hömma, wat meint der? Vor jedem Kick drei Nussgipfels oder ein paar Croissants mit Nutella inne verwöhnte Plautze drücken, oder wat? Kaffeesatzleserei iss dat doch inne formvollendete Sinnlosigkeit! Der soll seine ganzen schlauen DVDs inne Tonne kloppen. Könnt ich mich glatt aufregen tun!”

„Das Unerwartete also! Das nicht Planbare! Wie würden Sie es benennen?“

„Kagawa! Drogba! Balotelli! Iniesta! Leider nicht mehr Müller junior!“

„Hieße er Müllera, dann vielleicht?“

„Mahler, also dat hätte ich getz nicht erwartet von Eure Intellektualität!“

„Über das Pöhlen zu reden und Intellektualität haben wohl soviel miteinander zu tun wie ein Spindfoto und vollzogener Beischlaf!“

„So iss dat wohl!“

„Und heute abend nun, Herr von Lippstadt – Budnikowski?“

„Wie ich et gestern schon bemerkte, Kairos Pirlo und dann ab innet Kloster!“

„Wir auch?“

„Gewiß, aber erst ordentlich einen inne Birne gekippt, woll!“

„Ergebnisoffen? Oder germanisch ergebnisbesoffen?“

„Hömma! Nummero uno!“

Thema: Im Philosophenwald, Pilka Zwelf | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Dzien Dobdry revisited uno: DE(R)MUT

Samstag, 30. Juni 2012 17:42

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„Sie fanden mich sogleich. Haben Sie sich abgeregt, Herr von Lippstadt – Budnikowski?“

„Hömma Mahler, ich habe noch gar nicht begonnen mich inne Aufregung hinein zu begeben. Kannse mir woll glauben!“

„Wie war die Fahrt?“

„Vonne kompletter Erfreulichkeit geprächt und dat polnische Pilsken kannse bedenkenlos konsumieren tun.“

„Aha! Und nun sitzen wir auf der Bank.“

„Ich sach mal so, dat hat gewisse Vorteile, wennse wen anne Außenlinien sitzen hast, der seine  Blicke auffe Geschehnisse auffe Wiese richtet und im besten Fall korrigierend eingreifen tut. Also generell, sach ich mal. Außer er iss seine Fingernägels bis auffe Haut am abkauen. Kannse nich mehr gucken, nä!“

„Sprechen wir über Sehnsucht!“

„Dat kannse laut singen! Et würde mich erfreuen tun, wenn die ganze Pöhlerei wieder schwatt – weiß werden täte!“

„Abschaffung des Farbfernsehens?“

„Nee, dat iss eher inne mentalen und medialen Bereiche angesiedelt. Ich sach mal, dat Fell am Bären lassen, bevor der Italiener nich inne Kiste liecht.“

„Mehr Demut?“

„Mut auch, sach ich mal.“

„Aber Sie wirken zufrieden!“

„Hömma Bär, dat mit die Untertreibungen lassen wir mal bleiben tun, Sie sehen mich in eine Phase von höchste Zufriedenheit eintreten.“

„Bekommen Sie nicht langsam Angst vor Ihren prophetischen Gaben? Viermal exakte Voraussagen!“

„Hömma, dat iss küchenschypsologisches Grundwissen. Musse nur die Verlautbarungen der Herren aus Nordösterreich anhören tun, weiste dat dat inne Windeln gehen tut.“

„Und Polen?“

„Mit Anstand. Und wennse eh zu Hause bist, musse nich nach Hause fahren tun!“

„Und morgen?“

„Taka – Tuka – Land iss abgebrannt!“

„Dann schweigen wir ein Ründchen, bester von Lippstadt – Budnikowski!“

„Ne aber auch, dat sogar innem Wald von die Philosophens eine Pöhlerwiese rumliecht! Glaub ich dat?“

„Pscht!“

„Hömma!“

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A. Mahler im Philosophenwald / EM BBB 5

Freitag, 29. Juni 2012 9:00

philwald24

Und weil Herr von Lippstadt – Budnikowksi dem Herrn Archibald Mahler ein sehr guter Freund geworden ist – ganze lange und erfüllte sechs Jahre ist das in diesem Monat her, daß man sich kennengelernt hatte – hat Herr Mahler sich einen Stift geschnitzt, ein paar unbeschriebene Blätter von einer Kastanie geborgt, hört dem aufregten Lippstadt – Budnikowski zu und schreibt fleißig, da Herr von Lippstadt – Budnikowski ihm vorliest, was da in der Zeitung steht, die im Zug aus Polen zurück nach Mittelhessen lag und wie klug für diese Zeitung ein ehrenwerter Herr Joachim Hoell geschrieben hat über die Pöhlerei. Herr Mahler ist Linkshänder. Dieses ist der letzte von fünf Teilen:

Eine gigantische Geldspirale

Sponsoren, Investoren, Fernsehen, Merchandising – die Geldströme, die beim Fußball fließen, sind gewaltig. Eine Ablösesumme von 94 Millionen, die Real Madrid für einen einzigen Spieler wie Ronaldo gezahlt hat, mag einen Eindruck vermitteln, welche Gelder in diesem Geschäft bewegt werden. Der FC Chelsea ist dank der russischen Milliarden seines Besitzers Abramowitsch gerade Champions-League-Gewinner geworden – die Rechnung geht also auf. In dieser sich kontinuierlich nach oben schraubenden Geldspirale bleibt für die Kleinen bald nichts mehr vom Kuchen. Großkonzerne gestalten den Sport, die Menschen dürfen zahlen und immerhin auch noch zuschauen.

Vor der brutalen Logik des Finanzkapitalismus kapituliert alles und jeder. Ob bei der aktuellen negativen Wirtschaftsentwicklung in Spanien die zwei Topvereine (und damit auch Großkonzerne) Barcelona und Madrid bald zu den Verlierern gehören werden, bleibt abzuwarten, es sei denn, es findet sich ein ausländischer Investor aus Rußland oder China. Dialektik der Aufklärung.

Wenn auch in Europa die Auswirkungen noch nicht so dramatisch und keineswegs mit den Bedingungen eines Landes wie Pakistan zu vergleichen sind, erleben auch die Gesellschaften der westlichen Welt seit einigen Jahren einen gehörigen Strukturwandel – und im Moment die größte Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Während die Massen auf den Fanmeilen, beim Public Viewing in ihrer Lieblingskneipe oder nach alter Großväter Sitte vor dem heimischen Fernseher ihre Teams und Stars bejubeln, bauen die politischen Führer, kaum beachtet von den Medien, im Windschatten des großen Sportevents, die europäische Finanzarchitektur auf eine Weise um, daß einem schwindlig vor Angst und Schrecken werden müßte. Die Folgen könnten gewaltig sein.

Der Krieg kann kommen.

Und das hat Herr von Lippstadt – Budnikowski den Herrn Mahler noch gebeten, daß er dies verlautbare. Nämlich, daß alle schräg markierten Worte der Herr Autor Joachim Hoell geschrieben habe. Wenn er das lese und nicht wolle, daß es hier stehe, solle er Bescheid geben, dann werde es weggemacht. Übrigens: Das erste Mal standen diese Worte am 23. Juni im Kontext, der Internetzeitung aus Stuttgart und TAZ – Beilage.

Post scriptum: Herr von Lippstadt – Budnikowski vermeldet – heute morgen extrem gut gelaunt – seine Ankunft im Philosophenwald. Herr Mahler möge sich auf ein auswertendes Symposium gefaßt machen.

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A. Mahler im Philosophenwald / EM BBB 4

Donnerstag, 28. Juni 2012 15:50

philwald23

Und weil Herr von Lippstadt – Budnikowksi dem Herrn Archibald Mahler ein sehr guter Freund geworden ist – ganze lange und erfüllte sechs Jahre ist das in diesem Monat her, daß man sich kennengelernt hatte – hat Herr Mahler sich einen Stift geschnitzt, ein paar unbeschriebene Blätter von einer Kastanie geborgt, hört dem aufregten Lippstadt – Budnikowski zu und schreibt fleißig, da Herr von Lippstadt – Budnikowski ihm vorliest, was da in der Zeitung steht, die im Zug aus Polen zurück nach Mittelhessen lag und wie klug für diese Zeitung ein ehrenwerter Herr Joachim Hoell geschrieben hat über die Pöhlerei. Herr Mahler ist Linkshänder. Dieses ist der vierte von fünf Teilen:

Unglaublicher Reichtum und fürchterliches Elend

Die Bevölkerung ist bitterarm, die Konzerne streichen den Gewinn ein. “Diese Konzerne haben eine Macht, wie sie kein König, kein Kaiser, kein Papst auf dieser Welt je hatte – sie beherrschen die Welt”, resümiert Jean Ziegler im Film. “Die Weltdiktatur des globalisierten Finanzkapitals bedeutet unglaublichen Reichtum, monopolisiert in den Händen von ganz wenigen, und fürchterliches Elend für die Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten.” Doch die Näher und Näherinnen in Sialkot sind glücklich, überhaupt eine Arbeit zu haben. Kaum jemand spielt dort Fußball, aber die meisten sind stolz, daß aus ihrem kleinen Ort die handgenähten Fußbälle stammen, mit denen überall in der Welt gespielt wird, von kleinen Kindern bis zu den Weltstars.

Darin liegt der Zynismus des kapitalistischen Systems, daß die um ihr karges Dasein ringenden Menschen in Pakistan froh über die Arbeit, froh über den Lohn und auch noch stolz auf die Tätigkeit sind, obwohl sie in der Wertschöpfungskette am untersten Ende stehen. Unfreiwillig bejahen sie das System, das sie ausbeutet und zerstört, weil die Alternative noch schrecklicher wäre. Dialektik der Aufklärung.

Der New Yorker Schriftsteller Paul Auster sieht im Fußballspiel den Krieg mit anderen Mitteln, eine moderne und friedlichere Variante des realen Krieges zwischen Nationen. Fußball als Statthalter für den realen Krieg. Auf die Psychologie der Masse bezogen, mag das richtig sein, auf die Verteilungskämpfe, die der globalisierte Fußball mit seinen Milliarden anheizt, ist Fußball ein Symbol für den Krieg zwischen Arm und Reich, zwischen Konzernen und Individuen geworden. Und dieser Krieg findet nicht zuletzt auch in den wohlhabenden Ländern der Erde statt.

Und das hat Herr von Lippstadt – Budnikowski den Herrn Mahler noch gebeten, daß er dies verlautbare. Nämlich, daß alle schräg markierten Worte der Herr Autor Joachim Hoell geschrieben habe. Wenn er das lese und nicht wolle, daß es hier stehe, solle er Bescheid geben, dann werde es weggemacht. Übrigens: Das erste Mal standen diese Worte am 23. Juni im Kontext, der Internetzeitung aus Stuttgart und TAZ – Beilage.

Post scriptum: E oggi? Comtesse Stan di Lippi dice: Primo: il affanno tedesco. Secondo: il problema bavarese: sempre secondo! Terzo: Cesare vincere Leone.

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A. Mahler im Philosophenwald / EM BBB 3

Mittwoch, 27. Juni 2012 14:04

philwald22

Und weil Herr von Lippstadt – Budnikowksi dem Herrn Archibald Mahler ein sehr guter Freund geworden ist – ganze lange und erfüllte sechs Jahre ist das in diesem Monat her, daß man sich kennengelernt hatte – hat Herr Mahler sich einen Stift geschnitzt, ein paar unbeschriebene Blätter von einer Kastanie geborgt, hört dem aufregten Lippstadt – Budnikowski zu und schreibt fleißig, da Herr von Lippstadt – Budnikowski ihm vorliest, was da in der Zeitung steht, die im Zug aus Polen zurück nach Mittelhessen lag und wie klug für diese Zeitung ein ehrenwerter Herr Joachim Hoell geschrieben hat über die Pöhlerei. Herr Mahler ist Linkshänder. Dieses ist der dritte von fünf Teilen:

Der Dreiklang der Verblödung

Im Fernsehen dominieren drei Formate – Sport, Kochsendung und Talkshow. Mit diesem Dreiklang der Verblödung glaubt das öffentlich subventionierte deutsche Fernsehen seinem Sendeauftrag nachzukommen. Sind Kochsendungen und Talkshows wenigstens noch im eigentlichen Sinne des Wortes billig produzierte Sendeminuten, sprengt Sport, und da vor allem Formel 1 und Fußball, alle Dimensionen. Für das in Fußball investierte Geld könnten unzählige Autoren- und Dokumentarfilme produziert werden – Formate, die seit Jahren grob zusammengestrichen werden.

Aber der Geschmack der Masse geht über alles, der festgeschriebene Sendeauftrag nur noch Makulatur. Und nicht nur für das Fernsehen ist Fußball ein Bombengeschäft. Das Fußballgeschäft sei “der Inbegriff des entfesselten, wild gewordenen, globalisierten Finanzkapitalismus”, meint der Schweizer Soziologe Jean Ziegler, Mitglied des UN-Menschenrechtsbeirats. “Milliarden von Dollar sind impliziert, Sponsorengelder, Fernsehrechte und so weiter. Aber in Pakistan, dort, wo die Menschen die Fußbälle herstellen, bedeutet dieser globalisierte Finanzkapitalismus täglichen Terror.”

An die 50 Millionen Bälle nähen pakistanische Frauen und Männer im Jahr zusammen – für rund 40 Cent pro Ball, der in Europa bis zu 100 Euro kostet. In dem Film “Der Ball ist rund” (2010) gehen die beiden Regisseure Christian Krönes und Florian Weigensamer zu dem Ort Sialkot im Nordosten Pakistans, das Zentrum weltweiter Produktion von Fußbällen. 50 000 Menschen nähen dort jährlich bis zu 50 Millionen Fußbälle, erwartungsgemäß verdienen die Näher und Näherinnen nur wenig, arbeiten dafür hart und haben keine soziale Absicherung, doch andere Erwerbsmöglichkeiten existieren praktisch nicht. “Es ist eine schwere Arbeit”, erzählt eine junge Näherin. “Ich nähe jetzt schon seit vier Jahren, mit meiner Erfahrung fällt es mir leichter, aber es ist anstrengend. Man braucht sehr viel Kraft.” Über drei Stunden dauert es, einen Ball zu nähen. Nach 750 Stichen sind die 32 Einzelteile der Hülle schließlich verbunden und bilden einen Ball. Drei bis vier Bälle kann eine Näherin am Tag fertigen und erhält pro Stück 40 Rupien, rund 40 Eurocent. In Europa wird der Ball zwischen 25 und 100 Euro kosten.

Und das hat Herr von Lippstadt – Budnikowski den Herrn Mahler noch gebeten, daß er dies verlautbare. Nämlich, daß alle schräg markierten Worte der Herr Autor Joachim Hoell geschrieben habe. Wenn er das lese und nicht wolle, daß es hier stehe, solle er Bescheid geben, dann werde es weggemacht. Übrigens: Das erste Mal standen diese Worte am 23. Juni im Kontext, der Internetzeitung aus Stuttgart und TAZ – Beilage.

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A. Mahler im Philosophenwald / EM BBB 2

Dienstag, 26. Juni 2012 19:05

philwald21

Und weil Herr von Lippstadt – Budnikowksi dem Herrn Archibald Mahler ein sehr guter Freund geworden ist – ganze lange und erfüllte sechs Jahre ist das in diesem Monat her, daß man sich kennengelernt hatte – hat Herr Mahler sich einen Stift geschnitzt, ein paar unbeschriebene Blätter von einer Kastanie geborgt, hört dem aufregten Lippstadt – Budnikowski zu und schreibt fleißig, da Herr von Lippstadt – Budnikowski ihm vorliest, was da in der Zeitung steht, die im Zug aus Polen zurück nach Mittelhessen lag und wie klug für diese Zeitung ein ehrenwerter Herr Joachim Hoell geschrieben hat über die Pöhlerei. Herr Mahler ist Linkshänder. Dieses ist der zweite von fünf Teilen:

Gucken als Event der Selbstbespiegelung

Das Public Viewing im Pub stellt dabei das Minimum an Öffentlichkeit dar. Auf den Fanmeilen der Großstädte drängeln sich gleich Millionen, um im kollektiven Rausch versinken zu dürfen, stundenlang im Regen oder in der Sonne stehend, aus so weiter Ferne zum Screen, daß das Fußballspiel selbst zur Nebensache, die wabernde und brüllende Masse zur Hauptsache wird. Das Fernsehen berichtet live davon, daß so viele gemeinsam fernsehen, das Event Fußball wird zum Event Fußballgucken, eine krude Selbstbespiegelung, mit der die Macher die Spirale immer höher drehen.

Das Medium Fernsehen nimmt als Übermittler, Organisator und Sponsor der Spiele eine zentrale Rolle ein. Katrin Müller-Obersalzberg, wie Spötter die Kommentatorin des ZDF nennen, nachdem sie bei der WM 2010 ausgerechnet die Treffer von Miroslav Klose als “inneren Reichsparteitag” für den polnischstämmigen Stürmer bezeichnete, steht zur EM 2012 auf einer Seebühne auf der deutsch-polnischen Insel Usedom, pompös in der Ostsee arrangiert und spektakulär illuminiert, als ob Leni Riefenstahl ein Remake von “Triumph des Willens” und “Olympia” gedreht hätte und auch gleich noch den Hauptdarsteller in Gestalt des blonden Hünen Oliver “Olli” Kahn casten durfte. Flankiert von der johlenden Meute, alle frisch ausgestattet mit UEFA-Fanartikeln der deutschen Mannschaft.

Hätte man den schwarz-rot-goldenen Fußballstrand in Polen oder der Ukraine aufgebaut, wären die Schlachtgesänge deutscher Fans womöglich im polnisch-ukrainischen Jubel untergegangen, aber man hätte nicht mehr von “innerem” Reichsparteitag sprechen müssen. Aber das war den Verantwortlichen dieses Mal dann doch noch zu mutig.

Und das hat Herr von Lippstadt – Budnikowski den Herrn Mahler noch gebeten, daß er dies verlautbare. Nämlich, daß alle schräg markierten Worte der Herr Autor Joachim Hoell geschrieben habe. Wenn er das lese und nicht wolle, daß es hier stehe, solle er Bescheid geben, dann werde es weggemacht. Übrigens: Das erste Mal standen diese Worte am 23. Juni im Kontext, der Internetzeitung aus Stuttgart und TAZ – Beilage.

Thema: Im Philosophenwald, Pilka Zwelf | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

A. Mahler im Philosophenwald / EM BBB 1

Montag, 25. Juni 2012 14:07

philwald20

Und weil Herr von Lippstadt – Budnikowksi dem Herrn Archibald Mahler ein sehr guter Freund geworden ist – ganze lange und erfüllte sechs Jahre ist das heute her, daß man sich kennengelernt hatte – hat Herr Mahler sich einen Stift geschnitzt, ein paar unbeschriebene Blätter von einer Kastanie geborgt, hört dem aufregten Lippstadt – Budnikowski zu und schreibt fleißig, da Herr von Lippstadt – Budnikowski ihm vorliest, was da in der Zeitung steht, die im Zug aus Polen zurück nach Mittelhessen lag und wie klug für diese Zeitung ein ehrenwerter Herr Joachim Hoell geschrieben hat über die Pöhlerei. Herr Mahler ist Linkshänder. Dieses ist der erste von fünf Teilen:

EM – Blut, Ball und Boden

Ein- und Ausfahrtsstraßen menschenleer, Rauchsäulen steigen in den dunstigen Abendhimmel, Raketen durchschlagen die gespenstische Stille. Im Schutz von Häusern und Cafés zusammengerottete Menschen, die bei einem Treffer in wildes, hysterisches Geschrei ausbrechen. Ein Schrei wie aus einer Kehle. Angst und Entsetzen in den Gesichtern. Heulen und Brüllen vor Schmerz. Der Feind hat sie böse erwischt. Der letzte Schuß war ein Treffer. Ein Volltreffer. Die gesamte Nation erschüttert. Millionen Menschen ins Herz getroffen. Die gegnerische Mannschaft hat ein Tor geschossen. Es ist Fußball-Europameisterschaft. Tooooooooooooor!

Schwierig, diesem Event zu entkommen. In Berlin-Kreuzberg, seit Jahrzehnten die Trutzburg der Unangepaßten, in der die sogenannten bürgerlichen Parteien zusammen keine zehn Prozent bei Wahlen schaffen, dafür grüne Fundis die absolute Mehrheit erringen und mit dem Altlinken Hans-Christian Ströbele den einzigen Direktkandidaten ihrer Partei für den Deutschen Bundestag stellen, in diesem Kreuzberg, Versuchslabor für Künstler und Lebenskünstler aus der ganzen Welt, ist es während eines internationalen Fußballwettbewerbs wie einer WM oder EM unmöglich, am Abend ein ruhiges Plätzchen zu finden. Fernseher und Kinoleinwände allerorten übermitteln die süchtig machenden Bilder von schwitzenden Männern in kurzen Hosen, die um einen Ball rangeln.

Kein öffentlicher Ort, vom Kiosk übers Café bis zum Restaurant, kann ausscheren, wer Profit will, muß mitmachen und die Übertragung der Spiele anbieten. Selbst in dem raren Fall, daß die Betreiber eines chinesischen Restaurants in Unwissenheit der Bräuche und Sitten ihres Gastgeberlands keinen Fernseher zum Public Viewing aufgestellt haben, ist der nächste Hotspot nicht fern, so daß akustisch keine Fluchtmöglichkeit vor dem Geplauder des Moderators, den Schlachtgesängen des Publikums im Stadion und dem Gebrüll des Publikums vor dem Fernseher besteht.

Vor zehn Jahren wäre diese offen zur Schau gestellte Begeisterung für einen Massensport wie Fußball an einem “linken” Ort wie Kreuzberg peinlich gewesen, vor zwanzig Jahren hätte sie zu gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt, doch heute malen sich viele die schwarz-rot-goldene Kreide ins Gesicht und montieren, in Ermangelung eines eigenen Autos, Deutschland-Wimpel an ihre Citybikes. Man lacht dazu, es ist ironisch gemeint, wir sind doch postpostmodern. Links sein und lustig sein ist eins geworden, Widerstand gegen den Mainstream leisten nur noch unverbesserliche Spaßbremsen, die Kultur der Masse hat die letzten Bastionen des Widerstands überwunden. Dialektik der Aufklärung. (Fortsetzung folgt)

Und das hat Herr von Lippstadt – Budnikowski den Herrn Mahler noch gebeten, daß er dies verlautbare. Nämlich, daß alle schräg markierten Worte der Herr Autor Joachim Hoell geschrieben habe. Wenn er das lese und nicht wolle, daß es hier stehe, solle er Bescheid geben, dann werde es weggemacht. Übrigens: Das erste Mal standen diese Worte am 23. Juni im Kontext, der Internetzeitung aus Stuttgart und TAZ – Beilage.

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Dzien Dobdry aus altes Heimat von Pilkerei (3)

Montag, 18. Juni 2012 18:14

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Sekt oder Selters? Ich sach mal eindeutich Selters. aber so viel Selters, dat ich geschlagene zwei Tage benöticht habe, umme Angelegenheit in halbwegs verarbeitete Fassung innen Schrank zu legen. Da hat noch nich mal dat Anlegen vom in diesem Jahre hundertprozentich glücksbringenden Schal wat genützt. Also nä! Et iss zwar jammersschade, aber et reicht ebenst nich, wennse nur die ersten dreissich Minuten inne geordnete Formation und mit Herz inne Brust über die Wiese flitzen tust. Wenn der Rest kopploses und gewindeltes Stolpern ist, dann ist et eben Do widzenia und kannse Dich nur noch, bisse Ganzpole, erfreuen tun, dat der Große Ostbruder sich anne Gazpromleitungen entlang ebenso Richtung frühe Heimat hangeln muß. Müssen et getz die Hellenen richten. Ich hab schon mal meine alten Drachmen, die ich in eine entlegene Pappkartonage gefunden habe, auffet Fensterbrett gelecht. Soll Glück bringen tun. Doch bestens gefallen hat et mir innen polnischen Gefilden, so gut, dat ich die sommerlichen Vakanzen dort verbringen werden tu, als eine Art von Danksagung anne göttlichen Drei und dat souveräne Handhaben vonnem frühzeitigen Ende. Iss hiermit heilichst versprochen. Getz schau ich mal, wat der alte Herr Mahler so am denken iss. Dem geneichten Publikümmern wünsch ich allen erdenklichen Spaß beie Pilkerei, ich bin auffem Weg inne ballfreie Zeiten, woll. Zurück anne Gehirne.

Do widzenia und nich vergessen: Pilka iss auch nur Pöhlerei

Herzlichst Euren Lütten Stan

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