Vom Notwendigen und den Angeblichkeiten / 9
Donnerstag, 5. März 2020 16:44
Das Lob des Gewöhnlichen führt zum zeitweiligen Schweigen
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Nach einem Amen ist ein bisserl Schweigen ganz sinnreich. Also ziehen sich die zwei Gefährten auf dem Signet ihrer Nachsinnseite in sich und ihre Ambivalenzen zurück, fechten da keinen Zwist aus wortlos, aber lauschen hinein in den ganzen Weltenmüll, der in die Beiden einströmte und da sie nicht mit einer seine eigene Großartigkeit und Singularität feiernden „Feierwohl“ ausgestattet sind, sondern ihr selbst verordneter Auftrag das Schauen der Welt war, ist und sein wird inklusive offenstehender Türen, muß man das mit zeitweiligen Absens und trotz eventuell möglichen Bedeutungsverlust tragen können ohne zu murren. Theoretisch. Um die Zerrissenheit vor der Nase einschätzen zu können, ist man gut beraten, hinter die eigene Stirn zu blicken und dies gelingt wortlos besser als dauerplaudernd. Vielleicht arbeitet ein jeder der zwei Gefährten an seiner Erzählung, an einem Monolog, den man sich – wir werden davon hören und lesen – irgendwann gegenseitig vorliest. Der eine mag heißen: „Warum ich lernte einen angedrohten Weltuntergang zu lieben!“, der andere könnte den Titel tragen: „Ich möchte einer von der Stange sein!“ So hören wir – Prolog zur Pause – mal hinein.
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Der Reim zum Tag / IX a
Ich möchte einer von der Stange sein
Neben vielen gleichen Hemden hängen
Ich möchte gar nicht so besonders sein
Und täglich an die Spitze drängen
Ich möchte nicht wie ALLE ALLE dieses EINE sein
Und lemminggleich mich singularisieren
Ich will nicht täglich vor dem Egoschrein
Meine Wertigkeit erregiert durchdeklinieren
UFF
Bin nicht mein eigner Puff
Ich möchte eine Kirche
vielleicht auch nur ein Dach
Als wäre ich der Weisheit letzter Schrei
Mich gibt’s millionenfach
Noch
Doch nicht in lauter Horde
Nein gerne auch allein
Und doch gemeinsam sein
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(Aus Gründen der Parität und eingeforderter Diversität ein Blick auf’s andere Vorwort.)
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Der Reim zum Tag / IX b
Welt geht unter
Froh und munter
Sitze ich
Am Nierentisch
Ein toter Fisch
Gelegentlich
Und bohr in meiner Nase
Die depressive Phase
Dann wird getanzt
Grell laut japanisch
Gestern war’s noch Tokio
Zukunft Zukunft froh nur froh
Keine Bremse Gaspedal
Manisch manisch scheißegal
Zerissen
Vermissen wird die Welt mich nicht
Doch ich die Welt
Vielleicht
Schon morgen
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(Zum Sendeschluß hören wir alle die Nationalhymne! Pssst! Sie dürfen sitzenbleiben!)
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Thema: Vom Notwendigen und den Angeblichkeiten | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth