Zu spät, Du rettest den Freund nicht mehr? Dennoch sollte man es zumindest versuchen!

fremder freund am gruenen fall

(Leere Bühne.. Das letzte Lachen, der letzte Powerchord verhallt. Nur die Raben kreisen noch über der Bühne. Der Fremde Freund tritt auf. Sehr vorsichtig.)

Heda! Wer fehlt da! Holla! – Ist die Nacht

Schon angebrochen? Sagt es an, ob  – Huch!

Gut Freund, ihr Raben! Seid ihr die Boten

Jenes, dessen Hauch noch in der Luft?

Ihr seht den harmlosesten Gefährten,

Bei meiner Treu, der hier auf dieser Bühne

Zitternd wandelt, vielmehr hier harrt

In Staunen. Wo ist der Bär? Heda!

(Die Raben nehmen wieder ihre angestammten Plätze im Auditorium ein. Es wird noch stiller, falls es eine Steigerung von Stille geben sollte.)

Vorsicht! Langsam, Herr von Lippstadt-Budnikowski.

Ach nein, dies ist der Name nicht

Den ich auf dieser Bühne trage,

Doch ist die Spannung ungeheuer hier,

Und es vertut sich mancher, eh er’s glaubt.

Der Mahler fehlt, ei hol`s der Henker,

Und aller Mut rutscht mir ins linke Bein

Oder ins rechte tief hinab, oh Graus.

So soll ich in den finstren Orkus fahren?

Ein Has mit Herz? Dies hätte der Verfasser

Auch anders hinnotieren können.

Ruhm bleib mir fern und Du auch Ehre

Ohne Sinn. Ist’s nicht viel besser,

Ein langes Leben leben und jegliche

Karotte, die den Weg Dir glänzend kreuzt,

zu nagen mit dem völligen Gebiß?

(Hinter oder unter der Bühne – schwer zu orten – schreckliches Stöhnen und Keuchen. Wird ein Bär gefoltert? Der Fremde Freund erschauert.)

Doch was zum Teufel sprech ich hier

Da mir das Ohr erzittert wie das Laub

Der Espe, die die Höhle meiner Ahnen

Krönte? Welche Schande läßt mich schier

Erröten, ob des schändlichen Verrat am

Hehren Worte Freundschaft? Sapperlot!

Der Freund, zwar fremd, bist Du genannt,

Es wäre gut, wenn Du die Rolle übst!

Auf! Gut bemerkt, Freund Stan! Nun prüfe

Wie den Pfad der Tat mit durchgestreckter

Brust Du kannst bestreiten und –

Sei Teufel hin und Schwefel her –

Es ist ein Freund! Ihn gilt’s zu retten!

Doch allein: die Furcht sie bleibt.

So gilt es nun zu denken und dies

Genau, präzis und nicht in wilder Hast.

Ein guter Grund – ich schick Euch in die Pause

Und seh am nächsten Mittwoch wieder

Euch und wer auch immer will,

Zur selben Zeit am selben Ort

Und danke bis hierhin. Ach! Uff!

(Geht langsam ab, verkneift sich aber ins Publikum zu winken, denn hinter der Bühne erwartet ihn Archibald Mahler, geschäftsführender Bär in Sachen Kunst, der ein Auge dafür hat, wenn angehende Talente den Bodenkontakt verlieren.)

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Donnerstag, 19. August 2010 21:48
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