Beiträge vom 27. Oktober 2010

FISCHBRÖTCHEN UND TUTENDE HÄUSER

Mittwoch, 27. Oktober 2010 22:12

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Und dann regnet das und der Wind bläst von vorne und ein gnadenloses Grau frißt alle Farben auf und weil das so ist, ist das so und dann ist das auch gut so! Man ist ja nicht aus Z.U.C.K.E.R.! Auch wenn der Pöter trieft und das Fell sich anfühlt wie ein nasses Badehandtuch. Wie sagen die Aufrechtgeher im Norden? „Schietwetter!“ Das sagen sie dann. Ein netter Wesenszug ist das wohl, wenn das Unvermeidliche mit einem schönen Namen garniert wird. Aber Archibald ging es gut. Sehr gut sogar. Ernst Albert hatte sein Versprechen gehalten. Heute und nicht morgen und schon gar nicht – nach guter alter Aufrechtgeherart! – erst übermorgen oder gar nicht. Da kann das auch mal abnieseln bis zum Fellerweichen. Der Bär atmete tief ein, was da zwischen seinen Schenkeln auf den Verzehr harrte und sprach: „Ladies and Gentleman! Would you please welcome: My first FISCHBRÖTCHEN!“ Der Rest ißt Schweigen!

Und dann sprach Archibald mit sich selbst und also mit der Welt. „Was man auf so ein Fischbrötchen alles drauflegen kann. Ich konzentriere mich jetzt mal. Und das kann man da alles drauflegen. Doppelpunkt.“ Und Archibald Mahler konzentrierte sich. Und zählte auf, was man da so drauflegen kann. Doppelpunkt. „Also zum Beispiel: Makrele, Forelle, Butterfisch, Bücklingsfilet, Makrelenfilet, Räucheraal. Den aber erst ab Donnerstag. Heute aber schon Stremellachs, Heilbutt, Fleckmakrele. Immer im Angebot sind Bismarckhering, Matjeshering, Kräuterhering, Brathering und Sherryhering. Sonst noch und manchmal auch nicht hätte man Bückling, Fischfrikadelle, Krabben und Seelachsschnitzel. Au Backe! Ernst Albert?“ „Yes, Bär?“ „Wir dürfen hier erst wech, wenn wir alle Fischbrötchen einmal probiert haben! Iss das gebongt?“ „Geht klar, Käptn Schlaubär!“ Archibald wollte sich noch mehr konzentrieren, falls dies zwei Wochen vor Antritt des Winterschlafes überhaupt geht und nachdenken, was man sonst noch alles auf ein Fischbrötchen draufpacken kann. Da waren aber die weißen Raben vor.

Sind das vielleicht Nervbrocken? Da wendet man mal das Bärenauge kurz hinwech vom Mahl der Wahl – Brathering war es im übrigen! – und schon schielt das Möwenauge rüber und die Meute startet flatternd und kreischend einen Scheinangriff. Nun gut, ab und zu wedelt der ehrenwerte Herr Ernst Albert mit dem langen Arme und sorgt für Ruhe, aber die fettesten dieser weißen Raben wiegen sicherlich zweimal soviel wie Archibald Mahler inklusive sein schon so gut wie verzehrtes Bratheringsbrötchen und da darf man schon mal nervös werden. „Kann man hier bitte mal in aller Bärenruhe fressen und verdauen? Potzrembel und die Waldfee aber auch bitte schön! Geht doch selber fischen, ihr Luftguidos!“ Doch Rettung naht. Ein Geräusch. Ein Ton, ein Dröhnen, welches die ganze Stadt durchbebt, tief, vibrierend, vom Wasser her kommend. Und dann dreht Archibald sich um. Ein Haus! Ein riesiges blauweißes Haus. Mit runden Fenstern. Ein Haus, das tuten kann. Und noch viel mehr kann dieses Haus. Sogar die weißen Raben suchen das Weite. Und dann fliegen sie dem riesigen Haus mit der Tute hinterher. Richtung mehr. „Ja lüch ich denn?“ Das fragte sich der Bär. Und noch Meer.

Thema: Kieloben | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth