BLEIBE MIR FERN, ICH KOMME DIR NAH!

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Das Ferne nähert sich. Tut es dies wirklich? Oder ist es nicht vielleicht andersrum? Man rast auf das Ferne zu, es zu verschlingen, zu erdrücken, sich einzuverleiben. Der gewaltige und ferne Schmerz ruht so in den eigenen Eingeweiden. Sicher! Sicher? Man weint und greint. Um wen? Köpfe rollen. Wehe, wer nicht rechtzeitig auf den Zug gesprungen, der vor ein paar Wochen zur Fahrt angesetzt hat. Unvermutet! Unvermutet? Und der Bär denkt darüber nach, ob es so sinnvoll ist den Verstand, den man vor Abfahrt des Zuges meist unbenutzt im Schrank liegen hatte, nun sofort wieder an der Garderobe abzugeben. Die zuckersüßen Tränen. Die Zeitenwende. Die Wände zwischen den Zeiten. Was vorgestern war, habe ich schon vergessen. Auf die Säcke wird eingedroschen, die Esel traben ruhig weiter. Kollektive Amnesie. Triumphgeschrei. Keine Gebete. Keine Rückzugsmöglichkeiten. Die Abschaffung der Nacht. Die Städte der Aufrechtgeher bleiben hell erleuchtet. Heller noch glänzt aber sie, die neu entdeckte, die schaumgeborene, die Moral. Der Bär drückt ganz fest seine Augen zu. Bei soviel Glanz und Wissenwissen fällt es schwer sich auf das Denken zu konzentrieren. Mehr Dunkelheit! Und wenn man der Ferne wenigstens ein bißchen ihres Schmerzes, ihrer Verzweiflung und ihrer Trauer ließe? Wessen Wunde ist es eigentlich die schmerzt? Das denkt der Bär in seinem Garten, in den er sich zurückgezogen, um sich einem Problem zu nähern. Oder kommt es auf ihn zu? Und dann fällt dem Bären dies ein:

Ein heller Morgen.

Eine Kerze brennt im Tempel.

Ein Windhauch. Dunkel.


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Autor: Christian Lugerth
Datum: Dienstag, 5. April 2011 18:05
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