AUF MEINEM BALKON IN DER WIEHRE 03
„Mein werter Reisegefährte, ist Ihnen heute etwas aufgefallen?“
„Herr Albert, hören Sie die Vögel. Hören Sie diese Horden von singenden Vögeln in den Bäumen gegenüber meines Balkons?“
„Selbstredend, Herr Mahler. Sie singen unermüdlich, den ganzen Tag. Wunderschön!“
„Es ist ein letztes Aufbäumen. Es ist, als ob sie sich von dieser Welt verabschieden wollen. Ihre Stunden sind gezählt. Sie sind dem Tode geweiht.“
„Welch Szenarium! Woher?“
„Ich sah heute morgen einen Aufrechtgeher durch die baumbestandenen Straßen des Viertels unterhalb meines Balkons gehen. Offensichtlich trieb ihn eine Mission. Denn an jeden zweiten Baum entlang der Straßen heftete er warnende Worte, regensicher in Plastikfolien verpackt. Was konnte man da lesen! Marodierende Killerkatzen, blutsrünstig darauf aus das sangesfreudige Federvieh auszurotten, indem es die Brut der Wipfelbewohner gnadenlos und selbstsüchtig verschlingt. Ein Massaker ante portas, Dezimierung bis an den Rand der Ausrottung steht bevor. Und so bat man alle Aufrechten dem Mörderpack Glöckchen um den Hals zu hängen, auf das der Vogel die Chance hat zu fliehen, wenn der Nesträuber naht. Deswegen! Ist das wirklich so, Chef?“
„Weißt Du, ich glaube die meisten Einwohner dieser Stadt gehen einfach davon aus, daß, sollte die Welt untergehen, sie die ersten sind, die davon betroffen sein werden.“
„Ich bin eigentlich auf der Seite der Katzen. Die müssen ja auch mal was essen.“
Mittwoch, 20. April 2011 15:36
Zum Schnurren schön