Beiträge vom 30. März 2011

ES GRUENT SO GRUEN UND WARUM DER LENZ EIN HEUCHLER IST!

Mittwoch, 30. März 2011 17:17

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„Herr Mahler? Wieder zurück?“

„Gewiß, Herr Thomas Adam Holtby! Oder jetzt doch Herr Kuno Ramon Kloppios?

„Ach, Herr Mahler. Nennen Sie mich wie gehabt! Launen waren dies. Das Hoch und das Runter. Tabellenstände. Damit verknüpfte Hoffnung! Erlösung gar?“

„Schürfen Sie nicht zu tief, Herr von Lippstadt – Budnikowski!“

„Mag sein. Noch sieben Spieltage. Reden wir nicht von den Nerven. Und Sie? Die Wälder? Die Wiesen?“

„Es gruent so gruen!“

„Weshalb diese althergebrachte Sprechweise? Gruen?

„Ist dies nicht die Stimmung, die den Buerger Aufrechtgeher seit Sonntagabend euphorisiert?“

„Ein Grund zur Miesepetrigkeit, mein Herr?“

„Keinesfalls. Durchaus Freude.“

„Doch das große Mahlersche ABER, nicht wahr? Sie haben noch keine einzige Nuß zu sich genommen.“

„Es ist nicht die Schuld der Nuesse! Es sind die Heuchler.“

„Wo? Wer? Alle? Die Aufrechtgeher?“

„Lassen Sie es mich so sagen, auch der Lenz ist ein Luegenbeutel. Kommt her, schwellt die Brust, blaest warm durch das Gebein und behauptet: Jetzt wird es. Behauptet sogar: Jetzt wird es nicht nur, sondern jetzt wird es richtig gut. Es soll Aufrechtgeher geben, die daraufhin ihre Wintermaentel in den Altkleidercontainer werfen. Oder gar behaupten, sie haetten noch nie in ihrem ganzen Leben ueberhaupt einen Wintermantel besessen.“

„Na ja, man freut sich halt! Oder geht mit der Zeit.“

„Zu frueh! Zu frueh! Zu spaet! Zu spaet!“

„Aber es verändert sich doch etwas!“

„Gewiß, vielleicht, man mag es hoffen. Doch warten wir auf den Tag, an dem man die Türe oeffnet und den wichtigsten Gast zum Festmahl bittet.“

„Und der wäre!“

„Meister Verzicht!“

„Deshalb noch keine einzige Nuß?“

„Irgendwer muß ja anfangen!“

„Ich habe damit, Herr Mahler, kein Problem. Die Nuß ist mir fremd. Läge hier die Karotte, sie würden diese nicht mehr sehen!“

„Herr von Lippstadt – Budnikowski, darf ich eine Frage stellen?“

„Sie? Das ist ja das Neueste!“

„Man lernt. Also: wenn Sie zwei Menschen vor dem Verhungern retten koennten durch einen Verzicht, wuerden Sie das tun?“

„Logo!“

„Um jeden Preis?“

„Selbstredend!“

„Also: der BVB wird nur Dritter und Meister wird wie immer der Verein aus dem Sueden.“

„Hömma, Du Wahnsinnsei, hat da draußen auffe Waldexpedition von Ihre Hochwertichkeit ein tollwütiger Fuchs seine Zähne hineingebohrt in Ihren Bärenpöter und so die Hirnmasse inne bedenkliche Ausnahmesituation befördert? Wat is datt denn für eine moralische Verquickerei von zwei Themenblöcken, die sowenig miteinander zu tun haben wie Gelsenkirchen – Nord und dat gegenwärtige Team der Freude? Ja lüch ich denn?“

„Das, bester Freund, ist – und ich befuerchte es selber – das wahre Wesen des Verzichts. Das unmoeglich Erscheinende. Das den Bauchnabel Transzendendierende. Im Übrigen habe ich einen immensen Hunger.“

„Ich schaue weg!“

„Sie wissen, wie sehr ich Erdnüsse liebe!“

(Wir verlassen die zwei Herrschaften, bevor wir Zeuge einer der weiteren Billionen Inkonsequenzen im Leben eines jeden Aufrecht – oder Gebücktgehers werden. Und weil die Wahrhaftigkeit uns heute umweht wie die lauen Winde des Herrn Lenz: Den Anstoß zum Nachhirnen über die Heuchelei gab Herr Johan Schloemann, der einen wunderbaren Artikel im Feuilleton der heutigen SZ  – by the way: Auch er hat sich gefreut über den Sonntagabend! – mit folgenden Worten beendete: „Behaupte nur keiner, das neue grüne Bürgertum sei der Sieg einer neuen Aufrichtigkeit!“ Vor dem Reformhaus vis-a-vis parkt ein Porsche Cayenne.)

Thema: De re publica | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth