NAHT AUF DEM HERZ UND FERNER ROCK
Denken kann auch schon mal traurig machen. An Fernes denken. Über Fernes denken. Schweifen wollen. Nicht näher kommen. Kreiseln. In, um und um das Problem herum. Und dann? Das Denken wird blau und hängt sich auf im Kreis. Und dann? Dann macht man sich ein Lied. Oder ein anderer macht sich darauf einen Reim. Und ein Lied. Und manchmal ist das Lied so traurig, daß es schon wieder heiter ist. Und falls ein Herz sich mal wieder in mehrere Teile aufteilen möchte, ein trauriges Lied kann einiges wieder zusammennähen. Wie ein abbes Bein wieder an einen traumatisierten Bär dran. Zum Beispiel. Wenn man ordentlich zuhört natürlich nur. Denkt sich der Bär. Immerhin ist Lenz und da kann man mal ein oder zwei Sekündchen sentimental werden? Einwände? Gut! Nicht nur Aufrechtgeher haben Wünsche. Auch Archibald Mahler im Alpinarium eines Botanischen Gartens zu Mittelhessen. Er weiß zwar nicht so genau, was genau und warum er sich etwas wünschen solle, denn die Sonne scheint, der Pöter ist warm und es riecht nach frischem Grün in mannigfacher Variation. Doch wenn Herr Robert Zimmermann dieses Lied in weiter, sehr weiter Ferne singt, dann ist dem Bären wohltuend traurig um den Bauch. Da fällt ihm ein, daß er auch sonst noch Hunger hat. Ganz viele verschiedene Hungers. Und möchte sich am liebsten ein Schiff, ein Pferd oder ein Motorrad kaufen und einfach losfliegen. Woher der Bär weiß, daß Herr Zimmermann das erste Mal in dieser fernen, fernen Stadt, wo immer der legendäre Sack Reis umfällt, singt? Weil er es weiß. Also hört er das Lied. Das traurige, das blaue Lied. „Ich mag ihn, den Herrn Zimmermann.“ Denkt sich der Bär. Und dann fällt dem Bären dies ein:
Da hinten. Ein Lied.
Ganz weit dort hinten. Ein Lied.
Ich höre das Lied.